"SlidesLive":Live aus Silicon Valley

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Ladislaus Scholtes (rechts) demonstriert im Fürstenfeldbrucker Bürgerpavillon das Online-Portal "SlidesLive". (Foto: Günther Reger)

Moorenweiser stellt Portal für Konferenzübertragungen vor

Von Raphael Knipping, Fürstenfeldbruck

Immer mehr Menschen nutzen Weiterbildungsmöglichkeiten im Internet, wobei sich Videos von Konferenzen, auf denen Redner zu verschiedensten Fachgebieten referieren, wachsender Beliebtheit erfreuen. Schließlich ist es sehr praktisch, die Vorlesung in der Universität oder die Konferenzen der großen Technologie-Konzerne im Silicon Valley bequem daheim vor dem Bildschirm miterleben zu können. Einer der Experten auf dem Gebiet der Konferenzaufzeichnung ist Ladislaus Scholtes. Der Moorenweiser war zu Gast im Bürgerpavillon Fürstenfeldbruck und berichtete im Rahmen des vom Sozialforum und Kulturraum organisierten Videoworkshops von seiner Tätigkeit als Deutschland-Chef von "SlidesLive".

Drei Prager Studenten hatten 2012 die Idee, das Startup "SlidesLive" zu gründen: "Während sie einen Vortrag in der Universität filmten, fiel ihnen auf, dass entweder nur der Redner oder nur die Folien gut zu sehen sind", berichtet Scholtes. So hatten sie den Einfall, einen Videoplayer bei dem Redner und Folien gleichermaßen zu sehen sind, zu entwickeln. Außerdem bietet "SlidesLive" Unternehmen und Konferenzveranstaltern an, die Redner mit eigenen Kamerateams zu filmen und hochqualitative Videos ihrer Vorträge auf dem Portal hochzuladen. Diese sind anschließend für jeden kostenfrei einsehbar. Mithilfe zweier Investoren konnte die junge Website weiter expandieren und bietet mittlerweile mehr als 10 000 Präsentationen an.

Scholtes, der in Tschechien aufgewachsen ist und seit zehn Jahren in Moorenweis wohnt, ist selbst vor einem Jahr über einen Artikel im Forbes Magazin auf SlidesLive aufmerksam geworden: "Ich war sofort von dem Konzept begeistert und habe dem Unternehmensgründer Vojta Ciml gleich eine E-Mail geschickt und mit ihm per Skype telefoniert", erzählt der 52-jährige IT-Spezialist euphorisch. Daraufhin wurde er nebenbei für das junge Unternehmen tätig, um nun bereits seit acht Monaten als Vertriebsleiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz zu arbeiten. Auch bei den anwesenden Gästen im Bürgerpavillon stieß das Konzept "SlidesLives" auf überwiegend positive Resonanzen, auch wenn es nach Scholtes' Präsentation eine Menge Diskussionsstoff gab.

So wurde die Befürchtung geäußert, "große Konzerne könnten auf Kongressen und Konferenzen nur konzernkonforme Redner zulassen und kritischen Meinungen keine Plattform geben". Komplett konnte Scholtes diese Bedenken nicht zerstreuen, schließlich "soll das Portal allen zur Verfügung stehen" und "eine Kontrolle der eingestellten Vorträge ist bis auf strafrechtlich relevante Inhalte nicht möglich". Allerdings sollen "Kooperationen mit Lehrstühlen und Unterstützung von Non-Profit Organisationen, die sich die Aufzeichnung nicht leisten können" weiterhin dafür sorgen, dass "SlidesLive" ein Portal für kritische Meinungen und frei zugängliches Wissen bleibt. Jedoch sieht er sich noch nicht am Ziel: "Wir wollen ein digitales Archiv schaffen und jeden Vortrag und Kongress filmen." Nicht umsonst lautet das ambitionierte Motto von "SlidesLive": "Alexandrinische Bibliothek des 21. Jahrhunderts werden." Mit einem Unterschied: "Sie ist unzerstörbar."

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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