Sehenswerte Partnerstädte:Ein Schlösschen im Wald - und vor der Tür der Eiffelturm

Lesezeit: 2 min

Der Besuch des Château de la Forêt darf bei einem Besuch in Livry-Gargan natürlich nicht fehlen. (Foto: Prudhomme/oh)

Fürstenfeldbruck und die französische Kleinstadt sind Schicksalsgenossen - sie liegen im Schatten attraktiver Metropolen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck/Livry-Gargan

Livry Gargan hat ein ähnliches Problem wie ihre Partnerstadt Bruck: Vor der Haustür liegt eine Metropole. In Bruck übernachten viele Gäste, weil sie eine Tagung in Fürstenfeld besuchen oder die Stadt als Sprungbrett für einen Besuch des Oktoberfests nutzen. Die Brucker Altstadt wird da oft links liegen gelassen. Was München für Bruck ist, das ist Paris für Livry Gargan. Keine 20 Kilometer entfernt von dem Städtchen mit seinen 43 000 Einwohnern sticht der Eiffelturm in den Himmel. "Ja, so ist das", räumt Gérard Prudhomme ein wenig schicksalsergeben ein. Prudhomme ist Zweiter Bürgermeister. Außerdem ist er für die Partnerstädte zuständig. Er muss wissen, warum sich ein Abstecher nach Livry-Gargan dennoch lohnt. Monsieur, pourquoi? Also: Da wäre der Lefevre-Park. Auf zehn Hektar gibt es Tiere zu sehen und viele Kinderspielplätze. Dann gibt es den Sevigne-See. "Nun gut", sagt Prudhomme, das sei zugegebenermaßen eher ein Tümpel als ein See. Sehenswert ist die mehr als 200 Jahre alte Libanon-Zeder, vor allem aber das Waldschlösschen "Château de la Forêt" mit seinem Museum und den monatlich wechselnden Ausstellungen. Hat man das abgehakt, lockt Notre Dame. Nun ja, auch hier gilt: So bombastisch wie die "Dame" in Paris ist jene nicht, und sie hat auch keinen buckligen Glöckner. Dafür aber eine schöne alte Orgel aus dem 19. Jahrhundert, voilà. Livry-Gargan hat außerdem zwei Einkaufszentren, eine Bibliothek, eine Tanzschule, ein Jugend- und Kulturzentrum sowie ein modernes Hallenbad mit olympischen Maßen zu bieten. Natürlich hat Gérard Prudhomme auch nichts dagegen, wenn jemand mal eben zu den Champs-Élysées rüberfährt. Doch auch diesseits der Stadtgrenze hat Brucks Partner jenseits von Parks und altem Gemäuer viel zu bieten: Da reicht ein Blick auf den Teller im Gasthof La petite Marmitte. Oder in die Gesichter der gastfreundlichen und herzlichen Livryens. Der prominenteste von ihnen dürfte Alain Calmat sein, Vorgänger des amtierenden Bürgermeisters Pierre-Yves Martin. Calmat wurde 1962 Europameister im Eiskunstlauf und 1965 sogar Weltmeister.

Livry-Gargan liegt im Departement Seine-Saint-Denis, wurde im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und war die erste von heute fünf Brucker Partnerstädten. Am 28. Juni 1967 wurde die Verbindung bei einem Festakt in der Jahnhalle besiegelt. Eingefädelt worden war sie drei Jahre zuvor: Dieter Stegemann, langjähriger Leiter von Bachchor und -orchester, hatte dort zwei Konzerte gegeben. Der frühere Bürgermeister Alfred Marcel Vincent war begeistert und nahm Kontakt auf zum Brucker Amtskollegen Willy Buchauer auf. Förderlich war der Umstand, dass der Sportclub Fürstenfeldbruck bereits Kontakte zu einem Klub in Livry-Gargan pflegte. Seither gibt es Begegnungen auf sportlicher, schulischer oder kultureller Ebene. Irgendwann steht also jeder Schüler, Künstler oder Sportler vor dem Château de la Forêt.

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: