Schwierige Kinderbetreuung:Neue Hürden für die gemeinsame Krippe

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Puchheim und Gröbenzell beschuldigen den Freistaat, das Projekt einer gemeinsamen Kinderkrippe zu verzögern. Aber auch zwischen den Gemeinden hakt es.

Peter Bierl

Eine nicht alltägliche Kooperation haben Gröbenzell und Puchheim vereinbart: die Einrichtung einer gemeinsame Kinderkrippe auf Puchheimer Flur. Das Projekt scheint jetzt aber ins Stocken zu geraten, angeblich weil im Finanzministerium eine Ausschreibung übersehen wurde und weil die juristische Absicherung von Zuschüssen kompliziert ist. "Der Freistaat hat seine Hausaufgaben nicht erledigt", sagte der Gröbenzeller Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU), der sich dazu aber nicht weiter äußern wollte.

Symbolbild: Kindergarten (Foto: dpa)

Das Projekt wird von den beiden Kommunen seit 2009 verfolgt. Bis Frühjahr 2012 soll auf einem Grundstück an der Bürgermeister-Ertl-Straße eine Kinderkrippe mit fünf Gruppen und 60 Plätzen entstehen. Die Firma Asto Zukunftsimmobilien GmbH aus Grünwald würde das Haus bauen und das Unternehmen "Denk mit", das etliche Kindertagesstätten in der Region betreibt, soll Träger werden. Die Gemeinderäte haben das Projekt beschlossen, die Anträge auf Baukostenzuschuss vom Freistaat sind gestellt und der Bauherr verfügt auch über die Baugenehmigung.

Das Grundstück gehört aber noch dem Freistaat, der dort früher ein Asylbewerberheim betrieb. Kurz vor dem Notartermin mit der Firma Asto stellte sich heraus, dass die Immobiliengesellschaft des Freistaates übersehen hatte, dass die Immobilie vor einem Verkauf vier Wochen lang öffentlich ausgeschrieben werden muss. "Wir sind davon überrascht worden", sagt Sigrun Matthes (SPD), die Kindergartenreferentin des Puchheimer Gemeinderates.

Das zweite Problem ist anscheinend der Umstand, dass die Baukosten zu 70 Prozent zweckgebunden vom Freistaat übernommen werden. Der wiederum würde das Geld von den Kommunen zurückverlangen, sollte der Krippenbetrieb vorzeitig eingestellt werden. Die Gemeinden müssen sich darum bei den Betreibern absichern. Die Konstruktion mit zwei beteiligten Kommunen und zwei privaten Firmen müsse "sorgfältig juristisch geregelt werden", sagt Bernd Schulte-Middelich, der Geschäftsführer der Asto Zukunftsimmobilien.

Woran es hakt, mag keiner so recht sagen, um die Beziehungen zwischen den beiden beteiligten Gemeinden nicht zu belasten. Allerdings verweisen fast alle Puchheimer Gesprächspartner auf Gröbenzell. "Es gibt einen gewissen Frust in Puchheim", sagt der zweite Bürgermeister Wolfgang Wuschig (UBP), der derzeit im Rathaus regiert, zu möglichen Verzögerungen. Und der Puchheimer SPD-Fraktionschef Jean-Marie Leone betont: "Es liegt nicht an Puchheim und es ärgert uns, weil wir die Krippe dringend brauchen". Die zuständige Referentin Matthes sagte der SZ: "Puchheim hat alles getan und sehr früh die Entscheidungen getroffen, im Gröbenzeller Gemeinderat ist das nicht mit gleicher Zügigkeit umgesetzt worden."

In Gröbenzell verweist man darauf, dass das Thema nichtöffentlich behandelt werde. "Wir sind mitten in der Diskussion", erklärte Bürgermeister Rubenbauer, und die Kindergartenreferentin Monika Baumann (Grüne) findet: "Es gibt in Gröbenzell gute Gründe, zögerlich zu sein". Zwar würden 42 der 60 Krippenplätze an Gröbenzell gehen und nur 18 an Puchheim, allerdings ist in der Bald-Stadt der Druck größer wegen des großen Zuzugs junger Familien. Ein Beispiel für die unterschiedliche Herangehensweise: Der Gröbenzeller Gemeinderat befasste sich mit allen vier Bewerbern um die Trägerschaft, um im März 2009 eine Entscheidung zu vertagen, weil man sich ungenügend informiert fühlte. Die Puchheimer vertrauten dagegen auf die Auswahl der Gröbenzeller Kollegen.

Während Matthes nun "Hochdruck" anmahnt und fürchtet, dass die Eröffnung sich verzögert, gibt sich der Investor gelassen. "Wir nehmen es, wie es ist. Unsere Planungen laufen weiter, und wir schaffen es, die Krippe rechtzeitig fertig zu kriegen", versicherte Schulte-Middelich. Sobald der Grundstücksverkauf abgewickelt sei, könne er die Bauarbeiter anrücken lassen. Auch der geschäftsleitende Beamte der Gemeinde Puchheim gibt sich optimistisch: "Wir sind hoffnungsvoll, dass bei dieser Sachlage der Gröbenzeller Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung der vorgeschlagenen Sicherung zustimmen wird, damit die Verwirklichung des gemeinsamen Projekts nicht noch weiteren Verzug erleidet", sagte Jens Tönjes der SZ.

© SZ vom 26.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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