Schultheater:Mit Leidenschaft

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Macbeth, inszeniert in all der nötigen Dramatik. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Germeringer Gymnasiasten interpretieren "Macbeth"

Von Viktoria Lack, Germering

Emil Kafitzs Augen sind weit aufgerissen, seine Halsschlagader tritt pulsierend hervor. Das Schwert in seiner Hand hat er so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortreten. "Zeig dich Verderben! Zu den Waffen!", ruft er, bevor er mit seinen Soldaten in den Kampf aufbricht. Genauer gesagt: den Kampf um die Krone Schottlands. Kafitz spielt die Hauptrolle in Shakespeares "Macbeth", aufgeführt von der Oberstufe des Carl-Spitzweg-Gymnasiums in Germering.

25 Schüler haben unter der Leitung von Lehrerin Petra Gewald über Monate ihrer Version des Bühnenstücks gearbeitet und geprobt. Unterstützt wurde Gewald dabei von Sarah Müller, die Theaterwissenschaften in München studiert. Herausgekommen ist ein beeindruckendes Stück, das an zwei Abenden in der Aula des Gymnasiums aufgeführt wurde.

Weniger in die Bühnendeko als in Kostüme und Maske haben die Schüler investiert. Lady Macbeth, gespielt von Claire Oldendorf, trägt ein langes schwarzes Abendkleid, den drei Schicksalsschwestern stehen die Haare wirr in alle Richtungen vom Kopf ab, sie tragen zerrissene Gewänder und durchlöcherte Strumpfhosen und wilde Bemalungen im Gesicht. Die Schüler haben legt Wert auf die Lichtregie, bei jedem Mord wird die Bühne in blutrotes Licht getaucht. Als Macbeth die Hexen besucht, schwirren Lichtbilder über die Bühne. Passend dazu spielen Johanna Ströer und Alice Cugat Schoch auf Klavier und Kontrabass bedrohliche Klänge oder aufwühlende Melodien. Die Sinne können verrückt spielen, Shakespeare hätte es so gewollt.

Das Stück spielt im 11. Jahrhundert, Macbeth wird der Königsthron vorhergesagt, was ihn und seine machtgierige Gattin dazu treibt König Duncan zu ermorden. Seine Feinde ergreifen die Flucht, während Macbeth immer mehr den Verstand verliert und seine Untertanen tyrannisiert. Lady Macbeth begeht, von Schuldgefühlen geplagt, Selbstmord, doch die staatliche Ordnung des Landes kann erst durch ein Duell zwischen Macbeth und Macduff wieder hergestellt werden, bei der Macbeth ums Leben kommt und so der rechtmäßige Thronfolger, Duncans Sohn Malcom, die Krone erhält. Mit seiner Thematik und der mittelalterlichen Sprache ist die Tragödie von 1606 kein typisches Stück für ein Schultheater, doch die Gymnasiasten haben sich der Herausforderung mit Bravour gestellt. Macbeth selbst ist aufbrausend, arrogant und aggressiv, seine Lady machtgierig und kalt. Besonders gut gelungen sind die beiden namenlosen Mörder, die im Auftrag des Königs dessen Feinde ermorden. Emanuel Castro und Tim Hilberg erledigen ihre grausamen Aufträge auf eine verschmitzte und charmante Art. Dafür haben sie die Lacher auf ihrer Seite, wäre da nicht Lady Macduff (Isabella Frank), die um das eigene und das Leben ihrer Kinder fleht. Der Tod wird untermalt von Hekate, Anna Stäger, die jeden Ermordeten mit Blut kennzeichnet.

Und weil es ein Schultheater ist, darf es auch einen kleinen Versprecher geben, eine Krone darf verrutschen und ein Spieler auf der Bühne stürzen. Beachtung schenken die jungen Zuschauer dem kaum, weil sie von der modernen, leidenschaftlichen Interpretation durch ihre Mitschüler hingerissen sind.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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