Ruine einer Eisenbahnbrücke:Brauner Fleck auf Google Earth

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Bauwerk bei Emmering macht Schlagzeilen, weil es bei einem Internet-Kartendienst unter dem Namen "Hitlerbrücke" zu finden ist

Von Peter Bierl

An der ehemaligen Eisenbahnbrücke feiern Jugendliche Partys, Sportler klettern hier, nun findet man sie im Internet unter dem Begriff "Hitlerbrücke". (Foto: Günther Reger)

Junge Leute feiern dort Partys, Sportler nutzen das Relikt als Klettergerüst und alte Emmeringer nennen sie "Hitlerbrücke". Die Rede ist von einem Bauwerk außerhalb der Ortschaft an der Grenze zu Eichenau, in einem kleinen Wäldchen nördlich der Bahnlinie und der Kreisstraße. Die Brücke wurde 1939 gebaut, als Überführung für die Straße über Gleise, die zum Münchner Nordring für den Güterverkehr gehörten. Das Bauwerk macht Schlagzeilen, weil es unter dem Namen "Hitlerbrücke" bei Google Earth zu finden ist.

Wer als Suchbegriff Hitler eingibt, bekommt die Brücke als Angebot. Und zwar, weil Google auch historische Namen anbiete, auf den Karten selber stünden aber die aktuellen Bezeichnungen, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens der SZ. Unter Saigon findet man die südvietnamesische Ho-Chin-Minh-Stadt und unter Karl-Marx-Stadt Chemnitz in der früheren DDR. Für Bürgermeister Michael Schanderl (FW) ist es dennoch ärgerlich. "Wir bemühen uns, diese Bezeichnung aus dem Sprachgebrauch zu tilgen und sprechen offiziell von der ehemaligen Eisenbahnbrücke, aber das ist ein Stück Arbeit." Dass der Name Hitlerbrücke bei Google auftauche, sei kontraproduktiv. Er hat sich deshalb aber nicht an das Unternehmen gewandt. "Es wäre deren Aufgabe, alle solche Bezeichnungen zu streichen", sagte Schanderl. Die Bezeichnung habe keine ideologische Bedeutung, sondern beziehe sich auf die Zeit, in der das Bauwerk entstand, versichert er. Die Brücke ist nie offiziell getauft worden, schon gar nicht auf den Namen des von den Deutschen einst so geliebten Führers. Der Eisenbahnexperte Andreas Knipping aus Eichenau bestätigt das. Die Gleise von Emmering zum Rangierbahnhof München-Nord über Olching, Allach und Unterföhring wurden 1939 verlegt, als Teil des Nordrings, und waren für den Güterverkehr konzipiert. Die Brücke wurde errichtet, um darüber die Straße nach Eichenau und Olching zu führen, die dann weiter nördlich verlaufen wäre, als sie es tut. Dazu kam es nicht. Die Gleise wurden kaum benutzt und nach dem Krieg demontiert, weil man das Material anderswo brauchte. 1949 wurde die Strecke offiziell aufgegeben, erzählt Knipping. Ähnliche Straßenbrücken wurden zwischen Olching und Gröbenzell und standen bis Mitte der Siebzigerjahre.

Dass der Name Hitlerbrücke nun im Internet kursiert, hält Knipping für "Sensationismus". Ebenso wie Gerüchte, wonach die Strecke für den Transport von KZ-Gefangenen angelegt wurde. Das sei Unsinn. Zwar wurden die Gleise ausdrücklich für den Gütertransport verlegt, doch kam bei Kriegsende ein Gefangenentransport bei der Brücke zum Halt und die Opfer wurden von der SS aus den Waggons getrieben. Ob dieser Zug aus dem KZ Flossenbürg oder den KZ-Außenlagern bei Landsberg kam, sei unbekannt. Zudem endete einer der Todesmärsche, in denen die SS ihre Opfer aus den Landsberger Lagern durch den Landkreis nach Norden trieb, irgendwo an den Gleisen bei Emmering. Einige Körnchen historische Wahrheit gibt es also doch.

© SZ vom 25.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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