Rührige Jungunternehmer:Brucker Gründergeist

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Vor allem im Handel und bei den Dienstleistungen gibt es neue Firmen. Im Landkreis machen sich mehr Menschen selbständig als anderswo in der Region München und in Bayern.

Jesko zu Dohna

Im Landkreis haben sich im vergangenen Jahr wieder mehr Menschen selbständig gemacht. Die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) registrierte im Landkreis für das Jahr 2011 insgesamt 2250 Gewerbeanmeldungen. Das entspricht zwar nur einem Zuwachs von 1,2 Prozent. Aber der Landkreis widersetzt sich damit dem landesweiten Abwärtstrend. Denn bayernweit ging die Zahl der Unternehmensgründungen um 5,2 Prozent zurück.

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Jesko von Dohna

Auch im Großraum München liegt Fürstenfeldbruck bei den Gewerbeanmeldungen gemeinsam mit Ebersberg an der Spitze. In der Landeshauptstadt beispielsweise lag die Zahl der Neugründungen auf Vorjahresniveau. In Starnberg sank sie um sechs Prozent, in Dachau sogar um 14 Prozent. In Fürstenfeldbruck stieg laut IHK neben Neugründungen auch das Interesse, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen, und zwar um mehr als zwei Prozent.

Warum im Landkreis Fürstenfeldbruck entgegen dem allgemeinen Trend mehr Menschen den Sprung in die Selbständigkeit wagen, lässt sich der Kammer zufolge nur schwer erklären. "Allgemein machen sich eher mehr selbständig, wenn der Arbeitsmarkt schlecht ist - also in Krisenzeiten", sagt IHK-Gründungsexperte Konrad Zipperlen. Die Arbeitslosigkeit ist im Landkreis mit weniger als vier Prozent allerdings sehr niedrig. Der Arbeitsmarkt sei also in diesem Fall kein Grund für das positive Gründungsklima, sagt Zipperlen.

Insgesamt sind die Grundvoraussetzungen eher günstig, denn wir haben mit der Millionenstadt München einen großen Markt direkt vor der Haustür", führt Zipperlen weiter aus. Der Anstieg in Fürstenfeldbruck wird nach seinen Angaben vor allem durch Neugründungen im Dienstleistungs- und Handelssektor verursacht.

Dies entspricht laut Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer auch dem allgemeinen Trend. "Sich heute als Bäcker oder Metzger selbständig zu machen, erfordert großen Mut, und vor allem braucht man ein größeres Startkapital als ein Versicherungsvertreter oder Finanzberater", sagt der gelernte Bäckermeister. Dennoch sei die wirtschaftliche Prognose für den Landkreis insgesamt positiv. Grund dafür sei eine hohe Bevölkerungsdichte und mehrere Großkommunen als Zentren.

Für Barbara Mack, Wirtschaftsförderin im Landratsamt, liegen die Gründe für die erfreuliche Entwicklung woanders: "Die Beratungsleistung ist enorm, zusammen mit der IHK bieten wir seit über zehn Jahren den Neugründern echte Hilfe an." In Orientierungsseminaren, Einzelberatungen und Gründerstammtischen berät sie Jungunternehmer und Gründungswillige von Anfang an und in den ersten fünf Jahren. Dabei sollen sich die Selbständigen besonders gegenseitig austauschen und unterstützen. Zum Beispiel beim Erstellen von Businessplänen zum Erlangen des staatlichen Gründungszuschusses oder der Beantragung von Hilfen durch Banken, wie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Alle zwei Jahre dürfen sich die zukunftsträchtigsten Gründer auf der "Messe der Jungunternehmer" im Landratsamt einem großen Publikum präsentieren.

Trotz der guten Voraussetzungen und der staatlichen Förderung ist der Schritt in die Selbständigkeit für die meisten mit zahlreichen Risiken verbunden. Für viele Unternehmensgründer erschweren vor allem die Auflagen, die die Bürokratie macht, den Weg in die Selbständigkeit. Viele Gründer scheitern mit ihrer Unternehmung, die meisten im dritten Jahr. Von da an sind Jungunternehmer nicht mehr von der Steuer befreit und müssen Abgaben für die ersten Jahre nach- und das laufende vorauszahlen. Das kann den einen oder anderen Betrieb trotz guter Zukunftsaussichten überraschend in die Knie zwingen.

© SZ vom 13.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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