Rückzug:Hasselfeldt zeigt Emotionen

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Öffentliche Auftritte von Gerda Hasselfeldt wie hier im vergangenen Dezember mit Andreas Lohde wird man im Landkreis nicht mehr häufig erleben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Landesgruppenchefin erklärt den CSU-Politikern aus Fürstenfeldbruck und Dachau, warum sie in eineinhalb Jahren ihr Bundestagsmandat aufgibt. Der minutenlange Beifall und die Anerkennung tun ihr gut

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt vergleicht das Miteinander in den CSU-Kreisverbänden Fürstenfeldbruck und Dachau gerne mit dem in einer großen Familie. Und in einer solchen Familie darf es auch mal sehr emotional zugehen. Es gibt erfreuliche Momente, traurige und solche des Bedauerns. Einen Moment mit dieser Mischung haben am Mittwochabend, so Teilnehmer, CSU-Repräsentanten aus den beiden Landkreisen in der Kreisgeschäftsstelle in Fürstenfeldbruck erlebt. Laut dem Brucker Kreisvorsitzenden Thomas Karmasin gab die Bundespolitikerin eine "sehr emotionale Erklärung" dazu ab, weshalb sie 2017 nicht mehr für den Bundestag kandidieren wolle. Die Bundeswahlkreiskonferenz einigte sich darauf, die Nachfolgerin oder den Nachfolger in einem einvernehmlichen, zwischen beiden Kreisverbänden abgestimmten Verfahren auszuwählen und bis zum Spätherbst zu nominieren.

Dass ein solches Prozedere keine Selbstverständlichkeit ist, hatte Hasselfeldt vor 27 Jahren selbst leidvoll erfahren, als sie 1989 als junge Bundesbauministerin im Kabinett des damaligen Kanzlers Helmut Kohl auf der Suche nach einem eigenen Wahlkreis in Bruck und Dachau fündig geworden war. Sie stieß auf heftigen Widerstand und auf Mitbewerber aus den beiden Landkreisen. Bis zum Tag der Nominierung stand deshalb 1989 nicht fest, ob es die Ministerin schaffen würde, die Mehrheit der Delegierten hinter sich zu versammeln. Eine Wiederholung der damaligen Intrigen und Auseinandersetzungen, die Wunden hinterließen, will die CSU diesmal mit dem geordneten Verfahren vermeiden.

Die parteiinternen Zweifler hat Hasselfeldt sowieso nach sieben gewonnen Wahlkämpfen längst für sich eingenommen. Die Bundespolitikerin bekannte am Donnerstag, dass sie der minutenlange Beifall und die Akzeptanz, die ihre Worte fanden, sehr bewegten und ihr gut getan hätten. "Nach dreißig Jahren darf ich sagen, dass ich nicht mehr zur Verfügung stehe", erklärte Hasselfeldt auf SZ-Anfrage. Das sei der einzige Grund für ihren Rückzug aus der Politik ins Private, einen anderen gebe es nicht. Damit wies sie zumindest indirekt Spekulationen zurück, es gebe einen Zusammenhang zwischen ihrem Rückzug und dem sehr angespannten Verhältnis von CSU und CDU sowie zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel. Hasselfeldt beteuerte, ihre Arbeit werde sie noch eineinhalb Jahre wie bisher im Wahlkreis und Berlin weitermachen. Auf sie sei Verlass, eigentlich ändere sich ja nichts.

In die Debatte um die Nachfolge will sich die 65-Jährige nicht mehr einmischen. Dafür will sie im Wahlkampf Unterstützung leisten. "Ich habe immer gesagt, man macht sich Nachfolger nicht selbst", lautet die Begründung. Die Verantwortung für die Zukunft liege bei den 85 Brucker und 75 Dachauer Delegierten der Bundeswahlkreisdelegiertenkonferenz, die den Bewerber nominieren werden, sowie bei den Kreisvorständen. Deshalb wird Hasselfeldt weder eine Vorauswahl treffen, noch Vorschläge unterbreiten. Die CSU-Parteigremien seien gut aufgestellt, um diese Aufgabe in eigener Verantwortung zu lösen. Laut CSU-Kreisvorsitzendem Karmasin wurden am Mittwochabend weder bei der Bundeswahlkreiskonferenz noch bei der späteren Debatte im erweiterten Kreisvorstand Namen möglicher Kandidaten genannt. Selbst Katrin Mair aus Türkenfeld, die schon zweimal auf der Liste für den Bundestag kandidierte, hält sich noch bedeckt. Interessenten können sich nun bei Thomas Karmasin melden. Allerdings tat das am Donnerstag noch niemand. Da im Jahr 2018 auch Landtagsvizepräsident und Stimmkreisabgeordneter Reinhold Bocklet aus Gröbenzell nicht mehr für den Landtag antritt, hat der CSU-Kreischef zwei Personalentscheidungen vorzubereiten, die nicht ganz voneinander zu trennen sind.

Potenzielle Kandidaten gibt es einige, es winken aber bereits die ersten ab. Zu denen die passen, gehören der Germeringer OB Andreas Haas und der Allinger Rathauschef Frederik Röder sowie der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl. Der unterlegene Brucker OB-Kandidat Andreas Lohde, hält sich bedeckt. Ambitionen werden auch dem ehemaligen Gröbenzeller Rathauschef Dieter Rubenbauer nachgesagt.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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