Reden wir über:Eine Zukunft für Kobanê

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Der kurdische Schriftsteller Haydar Işik. (Foto: Günther Reger)

Maisacher Schriftsteller Işik will Berufsschule für Mädchen bauen

Interview von Stefan Salger

Im Landkreis sind bereits Turnhallen zu Flüchtlingsunterkünften umfunktioniert worden. Mehr als 2300 Asylsuchende sind im Landkreis registriert, mehr als die Hälfte davon in der Kreisstadt, die am Fliegerhorst über eine große Erstaufnahmestelle verfügt. Ein Ende der Flüchtlingskrise ist nicht absehbar. Der kurdische Schriftsteller Haydar Işik ist selbst vor 40 Jahren nach Deutschland gekommen und lebt seit seiner Ausbürgerung in Maisach. Mit einem Schulprojekt will der 78-Jährige die Lebensbedingungen im kurdischen Teil Syriens verbessern.

SZ: In Kobanê wird zwar seit Januar nicht mehr gekämpft, die Stadt nahe der türkischen Grenze ist aber offenbar zu 80 Prozent zerstört. Wie wichtig ist da der Bau einer Berufsschule für Mädchen?

Haydar Işik: Sehr wichtig. In einem islamisch dominierten Staat die Frauen zu stärken, heißt die Gesellschaft zu stärken. Dort kümmern sich Frauen traditionell vor allem um die Hausarbeit und Kindererziehung. Erhalten Mädchen eine Berufsausbildung, dann stärkt das ihr Selbstbewusstsein, ihre Persönlichkeit und ihren gesellschaftlichen Status. Dadurch können sie sich stärker für ein friedliches Zusammenleben einsetzen. Ich bin der Überzeugung, dass dieses Schulprojekt in Kobanê sogar wichtiger ist als der Bau eines Krankenhauses. Durch die Bildung kann man eine Generation retten und sie in der globalen Welt integrieren. Gewürdigt würde damit übrigens auch die hohe Opferbereitschaft der jungen Frauen von Kobanê. Viele von ihnen haben bei der Verteidigung der Stadt in der ersten Frontlinie gekämpft.

Politiker haben Finanzhilfen für Krisenländer angekündigt, um damit auch den Wanderungsbewegungen Richtung Europa Einhalt zu gebieten. Kann das funktionieren?

Wenn Politiker das richtig machen und damit die Probleme vor Ort lösen würden, wäre das wichtig. Der Krieg muss beendet und Syrien und Irak vom IS-Terror befreit werden. Dann müssten die Menschen nicht mehr nach Europa flüchten.

Auf welche Weise könnte am effektivsten geholfen werden?

In Syrien brauchen die Menschen vor allem Frieden. Und dann müssen ungeachtet aller religiösen Unterschiede auch nicht staatliche Strukturen, etwa nach dem Vorbild von Kantonen, geschaffen werden. In Kobanê ziehen Muslime und Christen an einem Strang. Dort gibt es bereits eine Eigeninitiative, das ist wichtig. Zu einem Wiederaufbau gehören auch Schulen, Krankenhäuser, Straßen sowie die Wasser- und Stromversorgung.

Können Sie garantieren, dass die Spenden in Kobanê in voller Höhe wirklich für den Bau der Schule eingesetzt werden?

Ja, für die Seriosität sprechen auch die Brucker und Maisacher Bürgermeister als Schirmherren und die Unterstützung durch die Lehrergewerkschaft GEW und namhafte Vereine und Organisationen. Wir werden sehr genau darauf achten, dass wirklich jeder Cent ankommt.

Wie weit ist das Projekt und wie stehen die Chancen auf eine Realisierung?

Es gibt bereits einen fertigen Bauplan für das Gebäude, das für mehrere hundert Mädchen konzipiert ist, und eine Kostenschätzung. Wir benötigen 250 000 Euro für dieses wirklich einzigartige Projekt.

Haydar Işik sammelt Spenden gemeinsam mit dem Maisacher Verein "Bewegungen zum Frieden hin", dem Bündnis "Fürstenfeldbruck ist bunt, nicht braun", den DGB- und GEW-Kreisverbänden sowie dem Sozialforum Amper. Spendenkonto: Eine-Welt-Zentrum Fürstenfeldbruck, Sparkasse Fürstenfeldbruck, Iban: DE 44 7005 3070 0031 6847 80, Bic: BYLADEM1FFB (Stichwort: Kobanê)

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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