Reden wir über:Die Bedeutung der Kirchenmusik

Lesezeit: 2 min

Klaus Mohr verfolgt die Situation im Landkreis seit Jahrzehnten

Interview von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Seit 1999 schreibt Klaus Mohr für die Fürstenfeldbrucker Lokalausgabe der Süddeutschen Zeitung über klassische und geistliche Musik. Davor hat er bereits zehn Jahre für das Brucker Echo geschrieben. Der 53-Jährige ist Dozent an der Hochschule für Musik und Theater in München und prüft dort Lehramtsstudenten, die eine kirchenmusikalische Ausbildung machen. Im Interview spricht er über die Bedeutung der Kirchenmusik für die Kultur sowie Ausbildungswege und Aufgabenfelder.

SZ: Herr Mohr, welche Bedeutung hat die Kirchenmusik für die Kultur in unserer Gesellschaft?

Klaus Mohr: Ich würde da zwei Aspekte nennen. Die Kirche war Jahrhunderte lang Auftraggeber und Anstellungsträger für Komponisten, die Musik geschaffen haben, die bis heute zu den großen Werken der Musikliteratur zählt. Aber auch im Landkreis kann man sehen, wie wichtig Kirchenmusik für das kulturelle Leben ist. Als Beispiel ist Christian Brembeck mit seiner Roggenstein-Reihe zu nennen. Er ist bei der Kirche angestellt, tritt aber auch als Konzertveranstalter und Interpret in der Öffentlichkeit auf. Durch solche Veranstaltungen ist eine Brücke zwischen Kirchenmusik und kulturellem Leben gegeben.

Wie stellt sich für Sie die Lage der Kirchenmusik im Landkreis dar ?

Die Situation hier ist sehr erfreulich, auch wenn es natürlich immer besser sein könnte. Das liegt auch daran, dass in Bayern die Kirchenmusik einen hohen Stellenwert innerhalb der Kirche genießt und dadurch viel Geld zur Verfügung steht. Dass wir hier gut aufgestellt sind, sieht man auch an den vielen Kirchenkonzerten, bei denen die Musiker über den Rahmen des Gottesdienstes hinaus etwas anbieten.

Welche Aufgaben gehören denn zum Profil eines Kirchenmusikers?

Natürlich alles, was mit den gottesdienstlichen Feiern zu tun hat, Taufen, Beerdigungen, Trauungen. Aber auch die Leitung von Musikgruppen, beispielsweise Kirchenchor, Kinderchor, Bläsergruppe, Gospelchor. Jeder kann da Akzente setzen, wie er es möchte. Hauptamtliche Kirchenmusiker kümmern sich meist um alles, bei den nebenamtlichen werden die Aufgaben häufig auf mehrere Personen aufgeteilt. Das ist oftmals gar nicht schlecht, denn bei einer Aufführung muss der Musiker ja oft selbst dirigieren und gleichzeitig Orgel spielen. Wenn das auf zwei Personen aufgeteilt ist, geht das wesentlich einfacher.

Wie wird denn entschieden, ob man einen haupt- oder einen nebenberuflichen Musiker einstellt?

Hauptberufliche werden dort angestellt, wo große Gemeinden sind, die auch entsprechend viele Gruppen haben, und wo es einfach notwendig ist, dass ständig jemand vor Ort ist. Mit den nebenberuflichen stellt man sicher, das die Grundversorgung gewährleistet ist.

Und wie unterscheidet sich die Ausbildung der beiden Gruppen?

Für eine hauptberufliche Anstellung ist ein Studium an einer Musikhochschule erforderlich, früher hat das mit einem B- oder A-Examen abgeschlossen, heute gibt es entsprechend das Bachelor- und Masterstudium. Der Bachelor dauert vier Jahre, der Master noch einmal zwei. Die nebenberuflichen Kirchenmusiker sind die sogenannten C- oder D-Musiker. Die Ausbildungen dazu organisieren die Kirchen über Wochenendkurse, die meistens ein Jahr lang dauern. Voraussetzung ist, dass man schon etwas Orgel spielen und auch Grundkenntnisse in Gesang hat. Aber nicht jede B-Stelle ist auch Vollzeit. Das heißt, dass selbst die Bachelor-Absolventen oft ein zweites Standbein brauchen.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: