Reden wir über:Der Preis für einen Liter Milch

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Kreissprecher Johann Schamberger kritisiert Kaufverhalten. (Foto: Salger)

Kreissprecher Johann Schamberger kritisiert Kaufverhalten

Von Stefan Salger

Seit dem 1. April können Landwirte so viel Milch produzieren wie sie wollen. Die Europäische Union hat die viele Jahre gültige Mengenbeschränkung über den Hebel einer Quote abgeschafft. Etwa 90 milchproduzierende Betriebe gibt es im Landkreis noch, Tendenz fallend. Etwa die Hälfte hat sich dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter angeschlossen. Kreisvorsitzender Johann Schamberger ärgert sich, dass die Warnungen des BDM vor der Abschaffung der Quote in den Wind geschlagen wurden. Auch an diesem Dienstag wird beteiligen sich Landwirte aus dem Landkreis wieder an einer Protestaktion.

SZ: Herr Schamberger, wo liegt der Milchpreis zurzeit?

Johann Schamberger: Natürlich jenseits von Gut und Böse, nämlich nur noch bei 29 Cent und ein paar Zerquetschten pro Liter. Vor zwei Jahren waren es noch 40 Cent, für eine nachhaltige Produktion bräuchten wir eigentlich 50 Cent.

Das mit der Quote dürfte aber rum ums Eck sein.

So sieht das zurzeit aus. Zumindest könnten uns die Verbraucher etwas helfen, indem sie Billigmilch vom Discounter links liegen lassen und eher die Molkereien unterstützen, die den Erzeugern faire Preise zahlen. Bei Bioprodukten klappt das ganz gut oder auch bei Molkereien wie Berchtesgadener. Grundsätzlich stellt die Entwicklung aber nun noch mehr Milchbauern vor die Entscheidung, ob sie weitermelken können oder nicht gleich ganz aufgeben. Ich habe den Eindruck, dass Politikern wie Landwirtschaftsminister Helmut Brunner das ohnehin ganz recht wäre, weil die eher auf Großbetriebe und eine industrielle Landwirtschaft setzen.

Nun demonstrieren die Milchbauern heute in München, auch einige aus dem Landkreis wollen sich mit Traktoren anschließen. Was kann das denn noch bewirken?

Wir hoffen immer noch, dass die Milchmenge irgendwie reguliert werden kann. Schließlich zeigt sich gerade, dass uns der viel gerühmte asiatische Markt wegbricht, also gar nicht die überschüssigen Mengen aus Deutschland aufnehmen kann. Es ist einfach viel zu riskant, für den Weltmarkt zu produzieren. Die weiten Transportwege sind auch nicht gerade sinnvoll. Am besten wäre ganz einfach, wenn Produktion und Verkauf möglichst hier in der Region über die Bühne gehen.

Die Preise sind das eine, die Hitzeperiode in diesem Jahr das andere. Wie kamen Sie damit klar?

Schlecht. Das Wachstum von Futtermitteln war gleich Null. Viehstärkere Betriebe müssen vielleicht sogar zukaufen. Auch durch die Wasserversorgung, Kühlung und Belüftung steigen die Kosten für die Landwirte. Aber die Preise bleiben im Keller. Das kann so nicht auf Dauer gut gehen.

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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