Reaktion auf den Unfall vom vergangenen Samstag:Zebrastreifen Fehlanzeige

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Viele Anwohner vermissen einen Übergang auf Höhe der Germeringer Einkaufspassage

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Bushaltestelle direkt vor dem Eingang zum Gep. (Foto: Voxbrunner Carmen)

Auch einige Tage nach dem schweren Verkehrsunfall am westlichen Ende der Münchner Straße diskutieren viele Germering darüber, wie er vielleicht hätte vermieden werden können. Ein elfjähriges Mädchen hatte die Münchner Straße auf Höhe der Germeringer Einkaufspassage (GEP) Richtung ehemalige WWK-Wohnsiedlung überquert und war dabei von einem Motorradfahrer erfasst worden. Das Mädchen wurde dabei schwer verletzt, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung, ebenso der verletzte Motorradfahrer.

Die Szenerie an dieser Stelle wirkt auch am Tage gefährlich. Links und rechts von der Einmündung der großen Wohnsiedlung befinden sich sogenannte Querungshilfen, aber ein Zebrastreifen als Signal an die Autofahrer, dass Fußgänger die Fahrbahn überqueren könnten, existiert nicht. Einen solchen lehnen die Stadt Germering sowie die Polizei ab. Die Notwendigkeit eines Fußgängerüberwegs oder Zebrastreifens wird von der Stadt nicht gesehen, weil sich in der Nähe die beiden mit Ampeln ausgestatteten Fußgängerüberwege an der Kreuzung Münchener Straße/Spange und Münchener Straße/Maximilianstraße befinden. Diese beiden Fußgängerüberwege bedeuten für viele Passanten freilich einen Umweg. Die Ampelanlage an der Maximilianstraße ist sogar 250 Meter vom GEP entfernt. Der Unfall mit dem Mädchen passierte etwa 30 Meter neben der westlichen Querungshilfe. Die Stadt argumentiert, dass dieser Unfall, weil er nicht an den Querungshilfen stattfand, kein Beleg für einen fehlenden Zebrastreifen sein kann.

"Es wird aber nicht bei diesem Unfall bleiben", prophezeit eine Anwohnerin und sieht an "dieser gefährlichen Ecke" durchaus einen Zusammenhang. Sie und andere Passanten zeigen sich sehr irritiert, dass dieser Abschnitt der Münchner Straße nicht durch einen Zebrastreifen entschärft wird und ein bereits vorhandener Zebrastreifen wieder verschwunden ist - während der Bauphase des GEP von 2012 bis 2014 gab es an dieser Stelle einen gelb markierten Zebrastreifen.

Die andere östliche Querungshilfe war viele Jahre vor dem Neubau des Einkaufszentrums auch mit einem Zebrastreifen ausgestattet. "Warum der weg ist, weiß niemand", sagt Sarah Zenner, die mit ihren beiden Kindern aus der Siedlung gekommen ist, um ein Paket zur Postfiliale zu bringen. "Ein Zebrastreifen und ein Schild 'Achtung Fußgänger' gehört hierher", fordert sie. Sie schickt ihre achtjährige Tochter ab und zu zum Bäcker im GEP und hat dabei immer ein mulmiges Gefühl. "Wäre dort wieder ein Zebrastreifen, wäre mir wohler", so Zenner. "Eine Beschilderung "Achtung Fußgänger" (Zeichen 133) oder "Achtung Kinder" (Zeichen 136) ist nur an unübersichtlichen Stellen (mit erhöhtem Fußgängerverkehr) beziehungsweise an Kindergärten und Schulen vorgesehen. Die entsprechenden Verkehrszeichen dienen nicht der Kenntlichmachung von Querungshilfen", teilt Susanne Steer vom Germeringer Straßenverkehrsamt auf SZ-Anfrage schriftlich mit.

Viele Besucher des Einkaufszentrums, die von den gegenüberliegenden Hochhäusern mit ihren etwa 2500 Bewohnern kommen, meiden die Querungshilfen und gehen auf direktem Wege über die Straße. Häufig müssen sie über rennen, weil Autos aus beiden Richtungen schnell angefahren kommen. Die zehn Meter links oder 20 Meter rechts vorhandenen Querungshilfen werden, wie schnell klar wird, meistens von Müttern mit Kindern genutzt. Die östliche Querungshilfe mit Mittelinsel, zum Verweilen und zur Beobachtung des Verkehrs, besteht seit Langem, die westliche wurde neu gebaut. Die vorhandenen Querungshilfen nehmen Autofahrer - auch das ist zu beobachten - kaum wahr und reduzieren ihre Geschwindigkeit auf Höhe des Eingangs zu GEP, Kino und Sparkasse häufig nicht.

Was hat sich geändert, dass es den Zebrastreifen heute nicht mehr gibt? Für die Münchner Straße gilt nach dem Rückbau zur Ortsstraße offiziell Tempo 40. "So langsam fährt hier aber keiner", sagt ein Germeringer Anwohner. Auf dieser geraden Straße würden die Autos viel schneller fahren. Das beobachte er täglich. Eine neu eingerichtete Bushaltestelle direkt vor dem GEP erschwert die Sicht beim Überqueren der Straße zusätzlich.

Der Germeringer Polizei ist die Gefahrenstelle gut bekannt, zumal sich ganz in der Nähe die unfallträchtige Kreuzung Spange/Münchner Straße befindet. "Wir sehen keinen Handlungsbedarf für einen Zebrastreifen", sagt der stellvertretende Dienststellenleiter Andreas Ruch. "An dieser Stelle fehlen die Voraussetzungen." Auch er verweist auf die Ampeln an der Spange und an der Maximilianstraße.

Das überzeugt viele Anwohner nicht, zumal sich der Verkehr in der westlichen Münchner Straße noch erhöht habe, weil in der parallelen Wittelsbacherstraße aufgrund des dortigen Schulbaus eine Einbahnregelung gilt. "Ein Zebrastreifen ist ein Muss", findet eine weitere Passantin. Der Aufwand wäre ihrer Überzeugung nach geringer als die Pflege des riesigen Blumenkübels, auf den man nach dem Übergang auf dem Bürgersteig jetzt stoße.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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