Raumprobleme:Vereine dringen auf eigene Halle

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SZ-Karte, Quelle: Stadt Fürstenfeldbruck (Foto: Google Earth pro)

Sportler und Sportbeirat in Fürstenfeldbruck lehnen eine gemeinsame Turnhalle mit der neuen Grundschule ab. Sie warnen vor dem Verlust von Zuschüssen und weiteren Verzögerunge

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Brucker Vereine, die im geplanten Sportzentrum III im Westen unterkommen wollen, sprechen sich für den Bau einer Zweifachturnhalle auf dem Grundstück zwischen Cerveteristraße und Bundesstraße 471 aus. Die vor allem von der SPD favorisierte Alternative, diese etwa zweihundert Meter südlich auf dem Gelände der künftigen Grundschule West zu errichten, wird strikt abgelehnt. Dies würde den Verlust von Fördermitteln im siebenstelligen Bereich und eine nicht hinnehmbare Reduzierung der Nutzungszeiten bedeuten, heißt es. Vor allem aber warnen TuS Fürstenfeldbruck, TSV West, FC Aich, Sportkegler sowie Sport- und Feuerschützen vor weiteren Verzögerungen.

Joachim Mack, Vorsitzender des Sportbeirats, machte am Donnerstag gemeinsam mit weiteren Sportbeiräten und den Vertretern der Vereine klar, wie dringend die Platz- und Raumprobleme sind und welche Sorgen ihnen die andauernde Hängepartie bereitet. Denn seit der Sportausschuss am 7. März das Thema von der Tagesordnung genommen hat, herrschen Stillstand und Ratlosigkeit. Eine Mehrheit, vor allem bestehend aus Stadträten von SPD, BBV und Grünen, war der Auffassung von Walter Schwarz (SPD) gefolgt, der auf einen einstimmig gefassten Beschluss aus dem Herbst pocht. Dieser sieht vor, für das Sportzentrum sowohl eine "große" als auch eine "kleine" Variante zu prüfen - mit Halle neben Fußballplätzen und Sportheim oder auch ohne Halle an dieser Stelle. Weil den Stadträten von der Verwaltung dann aber immer nur noch Pläne für die "große Lösung" vorgelegt worden waren, warf Schwarz vor allem Erich Raff (CSU), dem Zweiten Bürgermeister und Sportreferenten, die Missachtung von Beschlüssen vor. Raff wiederum argumentiert so wie nun auch der Sportbeirat: Die "kleine Variante" entspreche der in den ursprünglich vorgelegten Entwürfen enthaltenen ersten Ausbaustufe. Diese sieht ebenfalls zwei Fußballplätze, einen Kunstrasenplatz sowie ein Vereinsheim mit Umkleiden und Gastronomie vor, erweiterbar um Schützenstände, Kegelbahn und Gymnastikräume. Eine Halle wäre bei diesem Modul nicht dabei.

Hatten Beobachter zunächst damit gerechnet, die Behandlung der "kleinen Lösung" sei angesichts der bisherigen breiten Zustimmung für die "große Lösung" reine Formsache, so hat sich das Blatt jüngst gewendet. Neben SPD, BBV und Grünen halten nun offenbar auch die Freien Wähler den Bau der Turnhalle auf dem Gelände der künftigen Grundschule West für denkbar. Davon aber raten die Vereine mit ihren gut viertausend Mitgliedern dringend ab. Sie rechnen nicht nur mit Mehrkosten von etwa 300 000 Euro (8,5 statt 8,2 Millionen Euro), sofern alles Stück für Stück und nicht in einem Zug am selben Ort gebaut wird. Voraussetzung für Zuschüsse des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) von etwa einer Million Euro sei es zudem, dass Vereine, wie hier der TuS Fürstenfeldbruck, als Bauherren auftreten. Bauherr einer gemeinsam von Schule und Vereinen genutzten Turnhalle aber wäre die Stadt. Die soll ohnehin den Löwenanteil der Kosten für die auf fünf Millionen Euro veranschlagte Halle stemmen (60 Prozent), den Rest wollten BLSV und TuS aufbringen.

Eine gemeinsame Nutzung wäre nach Überzeugung von TuS-Präsident Helmut Becker völlig kontraproduktiv. Der mit etwa 3100 Sportlern mitgliederstärkste Brucker Verein verzeichnet zunehmenden Bedarf an Hallenzeiten auch für Senioren und Kinder. Würde die Halle aber bis 13 Uhr oder im Fall des Ausbaus von Ganztagszweigen sogar bis in den Nachmittag hinein von Schülern belegt, dann sei der nächste Engpass programmiert. "Wir brauchen möglichst schnell eine eigene Halle!" Durch die wieder entfachte Debatte, die von den Vereinen als Salto rückwärts wahrgenommen wird, verzögert sich auch der Umzug von Sportlern, die gar nicht direkt von der Halle betroffen sind: Kegler und Sportschützen sind zurzeit in extrem sanierungsbedürftigen Räumen, teils ohne Umkleiden und Duschen, in der Amperoase untergebracht. Und TSV West und FC Aich brauchen dringend die Fußballplätze, die in diesem Jahr angelegt werden sollten. Nach dem Absetzen des Themas im Fachausschuss sei er "vom Stuhl gefallen", sagt Achim Huber, Vorsitzender des FC Aich. Die Vereine beteuern, dass sie entschlossen seien, das Sportzentrum gemeinsam zu nutzen. "Mit uns hat niemand geredet, und jetzt soll alles auf den Kopf gestellt werden", sagt Anton Maletz vom TSV West. Es müsse schnell weitergehen - mit Halle, findet auch Mack. "Wir brauchen Planungssicherheit!"

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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