Radierung übergeben:Künstler und Bürgermeister

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Rainer Schmidt, Sandra Meissner und Christine Eckert mit Josef Eckerts Radierung. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kottgeisering will Erinnerung an Josef Eckert wach halten

Von Manfred Amann, Kottgeisering

Der Dorfplatz von Kottgeisering mit dem Maibaum und dem Kriegerdenkmal ist zumindest seit der Dorferneuerung ein schmucker und ortsbildprägender Aufenthaltsort. Wie es dort um 1900 ausgesehen haben könnte, zeigt eine Radierung von Josef Michael Eckert, die Bürgermeisterin Sandra Meissner im Rahmen einer kleinen Feier im Sitzungssaal an einem "würdigen Platz" aufhängen ließ. "Damit wollen wir die Erinnerung an einen fast vergessenen Künstler und Ortspolitiker wach halten", sagte Meissner. Eckert war Lehrer und der erste Bürgermeister des Dorfes nach dem Zweiten Weltkrieg. Angeblich, weil er damals der einzige war, der Englisch sprach, setzte ihn die US-Militärverwaltung 1945 als Ortsvorsteher von Kottgeisering ein. Allerdings dauerte seine Amtszeit nicht lange. Ein Jahr später wurde er wegen angeblicher Nähe zu Nazigrößen und wegen seiner Parteizugehörigkeit verhaftet und inhaftiert. Schließlich wurde Eckert rehabilitiert. 1949 kehrte er in den Schuldienst zurück. Im November 1980 starb er in München, wo er 1910 auch zur Welt gekommen war.

Er hatte in der Landeshauptstadt an der TU, an der Akademie der Bildenden Künste sowie an der Akademie der angewandten Kunst und Lehramt studiert und an verschiedenen Gymnasien unterrichtet. Trotz seiner antinationalsozialistischen Einstellung war er 1940 zum Beamten ernannt worden. Neben seiner Lehrtätigkeit schuf Eckert als frei schaffender Künstler mit verschiedenen Radierungstechniken vor allem Baum-, Städte- und Landschaftsgrafiken sowie Feder- und Tuschezeichnungen. Seine Werke wurden in vielen Ausstellungen, zum Beispiel in München, Erlangen, Kassel, Würzburg, Berlin und auch im Ausland, gezeigt. Wegen der Bombardierung von München 1943/44 war die Familie Eckert über Laim und Grafrath nach Kottgeisering gekommen, wo der Künstler im damaligen Gasthaus Klotz unterkam. Dort schuf er auch das Bild, das nun an seinen Ursprungsort zurückgekehrt ist. Es zeigt eine Dorfmitte mit schlammigen Straßen, auf denen sich Fuhrwerke bewegen. Wo heute das Kriegerdenkmal steht, ist die "Saulache" zu erkennen, wie Altbürgermeister Josef Drexler erklärte, eine Schwemme für Schweine, und einige Anwesen, die teils heute noch bestehen. Das Bild ist ein Geschenk von Rainer Schmidt aus Eichstätt, der bei Eckert zur Schule ging und sich eine kleine Sammlung der Werke seines Lehrers zugelegt hat.

"Ich will, dass Josef Eckert nicht vergessen wird, als Künstler aber auch als Mensch", sagte Schmidt bei der Feier im Rathaus. Er wünsche sich, das umfassende Werk des Künstlers öfter in Ausstellungen zu sehen. 2005 hat er in Eichstätt mit großem Erfolg schon einmal eine kleine Werkschau organisiert. Anwesend war auch Eckerts Witwe. Christine Eckert erzählte von ihrem Leben mit dem Künstler. Sie hat das gesamte Werk, Skizzen, Zeichnungen, Radierungen, Briefe und Urkunden, dem Münchner Stadtarchiv vermacht. "Ich denke, dass das Andenken an meinen Mann so am besten bewahrt werden kann."

© SZ vom 07.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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