Puchheim:Süßer Wahlkampf

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Die vier Bürgermeisterkandidaten geben sich ganz unpolitisch und verraten ihr liebstes Kuchenrezept - ausgerechnet an Bäckermeister Martin Schönleben.

Stefan Salger

In einem gesalzenen Wahlkampf bedarf es saftiger Seitenhiebe gegen die Konkurrenten. Bei den Puchheimer Bürgermeisterkandidaten fehlt bislang freilich etwas die Würze als geschmackliches Unterscheidungsmerkmal. Der örtliche Bäckermeister Martin Schönleben lockt das Quartett nun aus der Reserve. Auf seinem Kochrezepte-Blog (www.schoenesleben.eu) entblößt er ausgerechnet ihre süßen Seiten.

Martin Schönleben beim Verzieren einer Torte. (Foto: Günther Reger)

Alle vier Kandidaten wurden nach ihrem Lieblingskuchen befragt. Schönleben griff daraufhin zu Rührschüssel, Blech oder Guglhupfform und bot seinen Kunden etwas später den duftenden Lackmustest der Kandidaten Harald Heitmeir (CSU), Norbert Seidl (SPD), Manfred Sengl (Grüne) und Wolfgang Wuschig (UBP) zum Kauf an. Quasi außer Konkurrenz durfte sich auch Herbert Kränzlein kulinarisch outen. Der scheidende Chef im Ring wirkt manchmal etwas unterkühlt, ist mithin also der Gegenentwurf eines Hitzkopfs. Sein Backrezept spiegelt das wider: Das süße Vermächtnis des früheren Richters ist die Malakofftorte, bekannt auch als "kalte Charlotte". Sie kommt gar nicht erst in den Ofen, sondern wird unter anderem mit Biskuit, Puddingpulver und Mandeln kalt angerichtet. Die Süßspeise wurde benannt nach dem französischen Marschall Aimable Pélissier alias Duc de Malakoff, der 1855 die russische Festung Malakow erstürmt hatte. Kränzlein würde gerne den bayerischen Landtag erstürmen. Die Verleihung der Kommunalen Verdienstmedaille in Silber an diesem Donnerstag in München beweist, dass er durchaus das Zeug zum Namenspatron hätte. Den ersten Kandidaten für eine Umtaufe liefert Manfred Sengl mit seinem ziemlich sperrig daherkommenden Schokoladennusskranz. Für den Lieblingskuchen aus seiner Kindheit liefert Sengl gleich das Backrezept mit. Ob er den neuen Fachbegriff "Kränzlein-Kranz" über die Lippen bringen würde, ist ungewiss. Als gesichert darf hingegen gelten, dass der Grünen-Politiker auf den Apfelstrudel seiner Mutter und die Panna Cotta seiner Frau steht.

CSU-Kandidat Harald Heitmeir hält sich im Wahlkampf wohl auch deshalb zurück, weil er sich als Puchheimer Kämmerer zur Neutralität verpflichtet fühlt. Auch dieser Charakterzug spiegelt sich im Rezept wider: es gibt nämlich keines. Backen? Familienrezept? Fehlanzeige! Immerhin weiß der Finanzexperte, was er besonders gerne isst: eine Sachertorte.

Einfacher zu backen ist da mit Sicherheit der Marmorkuchen, mit dem Seidl ins Rennen geht. Damit kann man nichts falsch machen, hat es den doch in Seidls Kindheit jeden Samstag gegeben. Der Hauptschullehrer hat seinem CSU-Mitbewerber voraus, dass er seinen Lieblingskuchen auch backen und damit seine Gestaltungskompetenz unter Beweis stellen kann. Weil das von ihm aus dem Kopf genannte Rezept aber zu einem arg bröseligen Kuchen geführt hätte, reduzierte Oberschiedsrichter Schönleben noch schnell die angegebene Mehlmenge: "Die Hälfte ist vollkommen ausreichend". Bleibt Wolfgang Wuschig. Der von manchen als Außenseiter gehandelte UBP-Kandidat hofft, mit Omas Hilfe am Trio der Mitbewerber noch locker vorbeizuziehen zu können - von ihr hat er das Rezept für die delikate Weincremetorte.

Der Verkauf der süßen Sachen lässt freilich nur sehr bedingt auf die Wählergunst schließen: Denn während Heitmeir, Sengl, Wuschig und Kränzlein sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern und am Donnerstag jeweils ungefähr drei Viertel ihrer Kuchen und Torten verkauft sind, scheint Seidl längst am Ziel zu sein: Marmorkuchen? Bereits verkauft! Die nette Fachverkäuferin in der Bäckerei Schönleben hat freilich eine Erklärung für den scheinbaren Erdrutschsieg: "Marmorkuchen verkaufen wir nicht in Stücken, sondern nur komplett."

© SZ vom 05.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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