Puchheim:Puchheim bläst zum Angriff auf Saatkrähen

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Durch Lärm und den Einsatz eines Falkners sollen die ungeliebten Vögel vom Friedhof vertrieben werden.

Peter Bierl

Die Stadt Puchheim will die Saatkrähen vom Friedhof in der Allinger Straße verjagen. Auf dem Gelände wurden drei Klatschen installiert, deren Lärm die Tiere vertreiben soll. Für das Frühjahr beantragte die Stadt außerdem bei der Regierung von Oberbayern den Einsatz eines Falkners. "Wir bereiten uns auf die Abwehrschlacht vor", sagte Zweiter Bürgermeister Wolfgang Wuschig (UBP) der SZ. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hält eine Umsiedlung der Tiere für akzeptabel, ist aber skeptisch, ob es funktioniert. Aufgebrachte Bürger hatten Kommune und Behörden bei einer Versammlung im Sommer im Rathaus zum Handeln aufgefordert. Sie beklagen sich darüber, dass die unter Naturschutz stehenden Saatkrähen in dem Viertel großen Lärm machen und jede Menge Kot hinterlassen. Die Stadt hat inzwischen auf dem Friedhof drei von einem Schlosser angefertigte Klatschen aufstellen lassen. Die Geräte haben insgesamt 1000 Euro gekostet, müssen von den Bürgern von Hand betätigt werden und sollen vor allem jene Tiere verscheuchen, die im Herbst aus Osteuropa kommen, um in Puchheim zu überwintern. Im Frühjahr soll ein Falkner eingreifen, um eine Brutkolonie zu verhindern, die bis zu 120 Tiere umfassen könnte. "Uns fehlt aber noch die Genehmigung der Regierung", sagte Wuschig. Die Behörde verlange, dass die Nachbar-Kommunen informiert werden, weil vertriebene Saatkrähen sich dort ansiedeln könnten. "Die müssen ihren Luftraum beobachten, wenn der Falkner im Einsatz ist", erklärte der Zweite Bürgermeister. Um so genannten Splitterkolonien, also unkontrollierte Ansiedlungen, zu verhindern, müsse die Stadt Puchheim Ausweichplätze benennen. Die Kommune erwäge unter anderem die Schintergrube am Parsberg bei Puchheim-Ort sowie ein Wäldchen westlich der Staatsstraße nach Eichenau, sagte Wuschig. Die Vorschläge sollen noch mit LBV und Bund Naturschutz abgestimmt werden. Der Einsatz des Falkners soll rund 20 000 Euro kosten. Dieser Ausgabe müsse der Stadtrat noch zustimmen. Wuschig will in den Fraktionen dafür werben. Eine Umsiedlung der Tiere wäre aus Sicht des Naturschutzes ein guter Kompromiss, sagte LBV-Kreisgeschäftsführerin Uschi Anlauf der SZ. Ob die Tiere die Ausweichplätze annehmen, ist allerdings zweifelhaft. "Das kann funktionieren, aber es gibt keine Garantie dafür. Wahrscheinlich werden nicht alle Tiere und nicht alle auf einmal umziehen", sagte Anlauf. Der LBV-Experte Matthias Luy warnte, dass man die Tiere bestenfalls um 200 Meter "verdrängen" könne. Ein Falke könne die Krähen nicht wie eine Rinderherde irgendwohin treiben. Umsiedlungen seien bislang in Süddeutschland stets gescheitert, auch weil die Tiere an Ausweichplätzen gestört oder dort gar Bäume abgeholzt wurden. Wichtig ist nach Ansicht von Anlauf und Luy eine konzertierte Aktion der Stadt mit ihren Nachbarn und dem LBV. "Dass der LBV bisher nicht beteiligt wurde, entspricht nicht den Zusagen der Stadt", kritisierte Luy.

© SZ vom 30.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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