Puchheim:Geothermie geht vor

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Dsa Wirtschaftsministerium schließt Puchheim als Standort eines Kohlendioxid-Endlagers aus. Doch das Geothermie-Projekt stockt.

Peter Bierl

Als Standort für eine Speicherung von Kohlendioxid (CO2) im Boden scheidet die Gemeinde Puchheim aus. "Geothermie hat Vorrang vor den CO2-Lagern", sagte eine Sprecherin des bayerischen Wirtschaftsministeriums am Mittwoch der SZ. Das gilt auch für den Fall, dass die Kommune mit ihrem aktuellen Geothermie-Projekt scheitern sollte. Die Gemeinde sucht einen finanzstarken Investor und verhandelt zurzeit mit zwei Interessenten.

Die Bundesregierung arbeitet an einem Gesetz zur Lagerung von Kohlendioxid (CCS) in der Tiefe. Eine Karte möglicher Standorte hat Greenpeace vor eineinhalb Wochen veröffentlicht. Darauf waren Puchheim sowie einige Plätze im Landkreis Ebersberg eingetragen. Kommt nicht in Frage, sagt jetzt das Wirtschaftsministerium. Die geologische CO2-Speicherung wäre in Bayern "technisch-wirtschaftlich nicht möglich" und stünde in Konkurrenz zum Ausbau der Tiefengeothermie sowie der Erdgasspeicher.

Mögliche Lagerstätten liegen im Voralpenraum in der Vorlandmolasse, einem Gebiet, das "nahezu vollständig mit Feldern für die Tiefengeothermie überdeckt ist", wie die Sprecherin des Ministeriums erklärte. CCS und Geothermie schlössen sich aus, weil die Gewinnung von Erdwärme "durch die massive Druckbeeinflussung stark gefährdet" würde, die von CCS ausgeht. Damit ist der gesamte Voralpenraum für CCS tabu. Die Sprecherin zitierte aus dem Gesetzentwurf der Regierung, in dem es unter Paragraf 7, Absatz 1, Nummer 3 heiße: Beeinträchtigungen der Nutzung von Bodenschätzen und vorhandenen Nutzungsmöglichkeiten seien von vorneherein auszuschließen.

Bis Frühjahr 2012 hat die Gemeinde sogenannte Aufsuchungsrechte exklusiv für ihr Terrain. Eine Verlängerung sei möglich, wenn die Erkundung "aus vertretbaren Gründen" noch nicht abgeschlossen wurde. Allerdings müsste mindestens mit der Bohrung begonnen oder wenigstens der Bohrplatz gebaut worden sein. Ansonsten laufe die Erlaubnis aus, ein neuer Antrag sei nötig. "Die Erteilung der bergrechtlichen Erlaubnisse dient nicht der Claimsicherung zur Abwehr von möglichen Konkurrenten, sondern sie verpflichtet bergrechtlich zur Umsetzung von Aufsuchungsarbeiten", betonte die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums.

Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD) fürchtet Konkurrenten nicht. Bereits vor einigen Wochen sagte er der SZ, er glaube nicht, dass die Nachfrage so groß sei. Der große Hype um die Geothermie in der Region hat sich gelegt, Puchheim gehört zu den wenigen Kommunen, die das Projekt weiterverfolgen. In der Tiefe ist etwa 80Grad warmes Wasser zu erwarten, das zum Heizen dienen könnte. Die beiden Bohrpunkte sind bekannt, mindestens einer liegt bei Puchheim-Ort. Ein Fernwärmenetz ist vorhanden, das Eon ausbauen will.

Was der Gemeinde fehlt, die selbst 2,5 Millionen Euro investieren will, ist ein finanzstarker Partner. Eon will nur ihren Anteil an einer Fördergesellschaft auf eine Sperrminorität von 25Prozent "plus 1" aufstocken.

© SZ vom 24.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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