Private Entwicklungshilfe:Sauberes Wasser für Ghana

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Viele Bananen: Marianne Schneider-Ortmann bereitet bei einem Fest der Kulturen Ghanas Nationalgericht Fufu zu. (Foto: Günther Reger)

Marianne Schneider-Ortmann kümmert sich um Hilfsprojekte, ihr Verein "Aktiv für Afrika" feiert zehnjähriges Bestehen

Von Isolde Ruhdorfer, Fürstenfeldbruck

"Ein richtig schönes Vollkornbrot", seufzt Marianne Schneider-Ortmann, das vermisse sie schon bei einem zweimonatigen Aufenthalt in Ghana. Die Vorsitzende des Vereins "Aktiv für Afrika" packt regelmäßig in dem westafrikanischen Land mit an. Der Verein, der bereits 27 Mitglieder zählt, feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Die Geschichte beginnt vor zwölf Jahren. Schneider-Ortmann und ihr Ehemann Lothar Ortmann besuchten die Schwiegertochter, die sich zu einem Auslandspraktikum in Ghana aufhielt. Mit dem Rucksack zog das Paar aus Fürstenfeldbruck durch das westafrikanische Land und war vor allem im ländlichen Raum unterwegs. Dort wurden beide auf die großen Problembereiche Wasser und Strom aufmerksam. Kinder müssen noch vor Schulbeginn kilometerweit laufen, um Wasser zu holen, der Strom fällt teilweise mehr als 24 Stunden aus.

"Dann haben wir gesagt: Wir packen das an und ändern was", berichtet Schneider-Ortmann. Darauf ist sie heute auch besonders stolz. Ohne besondere Erfahrungen zu haben oder mit sich zu hadern, hatten sie den Mut, den Verein "Aktiv für Afrika" zu gründen. Bei der Reise wurde ihnen auch das starke Gefälle zwischen Stadt und Land bewusst. Viele Gelder der Entwicklungshilfe kämen gar nicht auf dem Land an, erklärt Schneider-Ortmann. Deshalb liegen die Einsatzgebiete des Vereins auch hauptsächlich in Dörfern Ghanas, denn "wir wollen da was tun, wo die Not am größten ist". Inzwischen war sie mit ihrem Mann schon zehn Mal in Ghana, um die Hilfsprojekte eigenhändig voranzubringen. Schwerpunkte sind Gesundheitsvorsorge, Solarstromversorgung und vor allem sauberes Wasser, denn "ohne Wasser funktioniert nichts".

Ihr Mann kennt sich gut mit der Wasserversorgung aus, schließlich arbeitete er früher bei den Stadtwerken. Wichtig ist vor allem die "Hilfe zur Selbsthilfe". Die Dorfbewohner werden nicht bevormundet und es wird nur das gebaut, was sie wirklich wollen. Deshalb werden die Einheimischen für ihre Arbeit auch nicht bezahlt. Alle müssen freiwillig mithelfen und die Projekte aus eigenem Antrieb unterstützen.

Wenn man nach Zweifeln fragt, antwortet Schneider-Ortmann lachend: "Ja, natürlich." Schon oft habe sie sich gefragt: "Warum tun wir das?" Ein besonders entmutigender Moment war, als sie mit der Hand eine große Sickergrube ausgehoben hatten. Doch dann begann es zu regnen. Die Grube lief voll und sie mussten das Wasser mit einem einzigen Eimer ausschöpfen. Doch auch durch solche Rückschläge lernt man dazu. "Man wird sehr viel geduldiger, sonst geht gar nichts." Vor allem lerne man, dass man mit seiner deutschen Denkweise in einer anderen Kultur einfach nicht weiterkomme, sagt Schneider-Ortmann. Man müsse auf die Menschen eingehen, um Erfolge zu erzielen.

Und trotz aller frustrierenden Momente: "Die positiven Erlebnisse überwiegen." Zu sehen, dass die Anlagen funktionieren und gepflegt werden, "das ist Sinn und Zweck der Sache". Eines der schönsten Erlebnisse war das erste Projekt "Sauberes Trinkwasser für Nnudu". Dafür bauten sie auf einem Hügel einen 10 000 Liter fassenden Wassertank. Als das Wasser dann angeschlossen wurde, liefen alle Dorfbewohner zum Tank und legten ihr Ohr daran, um zu lauschen. Als sie das Wasser vernahmen, "da kam ein Freudenschrei, ein Tanzen und Umarmen", erzählt Schneider-Ortmann. Der Stolz der Menschen, ihre Anlage selbst gebaut zu haben, wird ihr für immer in Erinnerung bleiben.

Auch wenn sie schon im Ruhestand ist, bleibt sie weiterhin für Afrika aktiv. Im kommenden Jahr steht die nächste Reise nach Ghana an. Die Spendensammlung für das aktuelle Hilfsprojekt "Sauberes Trinkwasser für Ebenezer" ist bereits angelaufen. Eine Grundwasserförderpumpe, ein Kunststofftank, Wasserleitungen und Doppelzapfsäulen sollen ein Dorf, das nur über eine veraltete Handwasserpumpe verfügt, mit sauberem Trinkwasser versorgen.

Obwohl die Reisen jedes Mal anstrengend sind, freut sich Schneider-Ortmann auf "die Freundlichkeit der Menschen, egal, wo man hinkommt". Wenn man von allen Seiten von Bekannten begrüßt werde, "das ist einfach schön". Dass ihr Verein einmal das zehnjährige Bestehen feiern würde, hätte sie selbst nicht gedacht. Doch die Arbeit ist weiterhin notwendig: "Es ist eine Möglichkeit, Perspektiven zu schaffen!"

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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