Partymacher aus Fürstenfeldbruck:Momentaufnahmen am Mischpult

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Christian Böck organisiert Feten und legt als House-DJ auch auf Ibiza auf. Der ehemalige Eishockey-Profi hat in der Musik seine zweite Leidenschaft gefunden

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Im Jahr 1990 hat sich Matthias Reims Schlager "Verdammt, ich lieb' Dich" am längsten in den deutschen Charts gehalten. Ungefähr in dieser Zeit hat Christian Böck, damals 17 Jahre alt, zum ersten Mal in München aufgelegt. House, keine Schlager. Heute ist Böck 42, kann auf wilde Jahre zurückblicken und steht noch immer an den Mischpults. Bald stehen die "Ibiza Closing Parties" an. Dann endet die Party-Saison auf der Mittelmeerinsel und der Brucker wird mit dabei sein und Musik machen.

Christian Böck, der sich privat und als Künstler "Cis" nennt, steht nicht nur selbst hinter Schaltern und Drehknöpfen. Er vermittelt auch DJs und organisiert Events. Sein Erfolgsrezept: Elektronische Musik, die live von einer Sängerin und mit Percussion begleitet werden. 100, vielleicht 150 Veranstaltungen habe er schon auf die Beine gestellt, berichtet Böck. Die meisten in und um München, manche auch in Hamburg oder Berlin.

Als Böck anfing aufzulegen, war Rap seine Musik. Doch der Brucker wollte sich weiterentwickeln und kam schnell zur elektronischen Musik, die damals noch Techno hieß. Böck nahm 1989 an der ersten Love-Parade teil, sein Jugendfreund Melander Holzapfel war ab der zweiten dabei. Die beiden Männer lernten sich vor rund 30 Jahren über Musik und Graffiti kennen, was sie beide der Schule vorzogen. Seitdem haben sie immer Kontakt gehalten. Dabei blieb Holzapfel, der in Eichenau aufgewachsen ist, stets im Münchner Umland, während Christian Böck durch Deutschland und die Schweiz tingelte. Heute arbeiten die beiden zusammen. Holzapfel leitet eine Graffiti-Agentur: Er entwirft Designs und Konzepte, malt, sprayt und vermittelt Künstler. Böcks Party-Flyer und Plakate stammen aus seiner Feder, außerdem haben die beiden bereits gemeinsam Events organisiert.

Holzapfel, der sich seine grafischen Fähigkeiten als Autodidakt aneignete, blieb seiner Leidenschaft Graffiti immer treu. Böck dagegen machte vieles parallel. "Vielleicht zu viel", gibt er zu. Er spielte Eishockey in München, Ingolstadt, Stuttgart, Frankfurt, Timmendorfer Strand, Pfaffenhofen und Höchstadt an der Aisch. Erst hochklassig, dann in niedrigeren Ligen, aber immer als Profi. Am Anfang seiner Karriere bestritt er sogar Länderspiele als Juniorennationalspieler. Neben dem Sport führte er drei Lokale in Ingolstadt und legte an den Wochenenden auf. Anfang der Zweitausender zog Böck einen Schlussstrich. Probleme mit der Bandscheibe zwangen ihn mit 32 Jahren, den Profisport aufzugeben. Als ein Jahr später sein Kind zur Welt kam, hängt er auch die Musik einstweilen an den Nagel. Inzwischen ist der Brucker zurück in seiner Heimatstadt, in der er vor mehr als 20 Jahren mit dem Eishockeyspielen begonnen und eine Lehre als Autolackierer abgeschlossen hat.

Seine Musik und die Events sind für den 42-Jährigen nur das zweite Standbein. Böck arbeitet bei einem Hausmeisterservice, den er übernehmen will. Doch etwa ein Mal im Monat legt DJ Cis noch selbst auf. Bei seinen Veranstaltungen nimmt er sich eine Stunde heraus, in der er selbst Musik mischen kann. Auch für den Winter hat Christian Böck schon drei oder vier Ideen, die er in der Kreisstadt umsetzen will. Welche das sind, behält er für sich. Nur einen Traum erzählt er offen: eine Houseparty am Vormittag und unter freiem Himmel, bei der frisch gepresste Fruchtsäfte ausgeschenkt werden. Einen Ausgleich für das Nachtleben, das der 42-Jährige fast vollständig hinter sich gelassen hat.

"Ich hab das Leben mitgenommen", sagt Christian Böck. "Oder, besser gesagt, das Leben hat mich mitgenommen." Das Leben zeigt sich für ihn in Momentaufnahmen. Früher mit Momenten beim Eishockey, bei einem Schweizer Kunsthändler, für den er zeitweise arbeitete und auf Partys mit elektronischer Musik. Jetzt sind es Momente, in denen er den Rasen mäht und nebenbei auf dem Handy Anfragen zu Events beantwortet

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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