Olympische Disziplin:Wellenritt im Westen

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Möglichst auf dem Boden bleiben, lautet das Motto erfahrener BMX-Radler, die auf der Bahn an der Landsberger Straße die Oberbayerischen Meisterschaften austragen. (Foto: Günther Reger)

Bei den Oberbayerischen BMX-Meisterschaften stellen die Fahrer des TuS Fürstenfeldbruck ihr großes Geschick auf der 400 Meter langen Bahn an der Landsberger Straße unter Beweis

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Veit und Jakob Pitka wissen um die Schwierigkeiten ihrer BMX-Heimbahn auf der Radstrecke des TuS Fürstenfeldbruck an der Landsberger Straße im Westen der Kreisstadt. Die vielen Wellen auf der Bahn sind als spektakuläre Hindernisse mit weiten Sprüngen gewollt. Und so gab es dort auch während der Oberbayerischen Meisterschaften und des Laufes zur Bayernliga schon vorher den einen oder anderen harmlosen Sturz. Folgenreich aber war der Unfall eines 17 Jahre alten BMX-Fahrer aus Ingolstadt. Er wurde an einer Welle ausgehoben, knallte auf den Rücken und musste zehn Minuten lang auf der Bahn vom Rettungsdienst behandelt werden. Anschließend wurde er mit einem Rettungswagen ins Brucker Krankenhaus transportiert. Der Ingolstädter BMX-Fahrer kam offenbar mit einer Gehirnerschütterung davon.

Die Zwillingsbrüder Veit und Jakob Pitka, 17, vom TuS Fürstenfeldbruck bewegen sich seit zehn Jahren auf ihrer BMX-Bahn und bewerten sie so. "Die ist technisch anspruchsvoll", sagt Veit Pitka. Sprünge ins Flache solle man möglichst vermeiden. Dann komme es meistens zu einem Sturz. "Wenn man schnell ist, muss man die Wellen, die Hindernisse möglichst wegdrücken", empfiehlt Jakob Pitka allen Fahrern. Man müsse mit den Rädern immer auf dem Boden bleiben. "Hohe und weite Sprünge kosten Zeit." 400 Meter ist der Kurs lang.

Auch die Kleinsten stürzen sich schon von einem Startgatter herunter auf die Bahn. Da ist der erst sechsjährige Henry Geist aus Peißenberg. "Er ist mit zwei Jahren schon Rad gefahren", erzählt Vater Alexander Gedler. "Mit drei wollte er dann auf ein Motocross-Motorrad steigen." Das konnten die Eltern gerade noch abbiegen, jetzt sitzt der blonde Bub auf einem BMX-Fahrrad und der Vater begleitet ihn an den Wochenenden zu den Rennen. Für den Vater ist dieser Sport Neuland. Er war in seiner Jugend Fußballer bei den Münchner Löwen. Heute geht er gerne schwimmen oder wandern. "Beim BMX herrscht ein schöner Teamgeist", schwärmt Gedler von der Atmosphäre vor Ort. Die unterscheide sich zum Beispiel vom Fußball. Der Vater ist zufrieden: "Es wird wertschätzend auf die Kinder geschaut."

BMX ist kein billiger Sport. Das kleine Fahrrad kostet je nach Ausführung zwischen 1200 und 3000 Euro, wenn der Rahmen ganz aus Karbon ist. Das BMX-Race, wie es die Experten nennen, ist seit 2008 olympisch.

Henry Geist tritt bei seinem Rennen in der Altersklasse sieben so schnell in die Pedale, wie er kann. Er schlägt sich gut und wird Vierter. Laura Linner ist zwölf Jahre alt und fährt in der Klasse der "Anfänger" die Bahn herunter. "Fürs erste Mal bin ich zufrieden", sagt sie nach den Vorläufen. Einmal wurde sie Letzte, dann Vorletzte. Der Sturz des Ingolstädter Fahrers habe sie schon beeindruckt und etwas abgeschreckt, gesteht sie. Linner fährt für den TuS Fürstenfeldbruck und muss in der Altersklasse 15 starten. Der dritte Platz bei den Oberbayerischen Meisterschaften animiert sie nach ihrem Debüt sicherlich zu weiteren Rennen. Veit und Jakob Pitka starteten in der U 19 zusammen mit Elitefahrern.

Im September beginnen die Pitkas ihre kaufmännische Ausbildung. Dann wird die Zeit fürs Training knapp werden. Jakob Pitka wird schließlich Zweiter und Veit Pitka Vierter des Meisterschaftsrennens. In den anderen Kinder-, Junioren- und Erwachsenenklassen stellte der TuS mit Luca Sausenthaler, Eva Koch, Diego Segattini, Fabian Skripsky, Tim Scheideweg, Jordi Schneider und Manfred Müller auch Sieger.

"Mit der Bahn können wir uns sehen lassen, aber für das Drumherum muss ich mich schämen", sagt Ines Sollinger-Suck, Pressesprecherin der BMX-Abteilung verärgert. Seit vielen Jahren liegt sie der Stadt Fürstenfeldbruck in den Ohren, dass sie endlich ein Toilettenhäuschen auf der Anlage bekommen. Bisher habe sich nichts getan. Besonders den Mädchen sei das nicht zuzumuten. Sollinger-Suck ist enttäuscht: "Wir haben wohl keine Lobby."

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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