Olching:Stadt werden wir alle"

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Rund 1800 Gäste feiern am Sonntagabend im Olchinger Bierzelt die Verleihung des Ehrentitels durch Innenminister Joachim Herrmann.

Gerhard Eisenkolb

Seit Sonntagabend ist Olching die 317. Stadt im Freistaat. Als Innenminister Joachim Herrmann um 19.15 Uhr im Festzelt dem Bürgermeister Andreas Magg die Urkunde zur Stadterhebung überreichte, erhoben sich im Bierzelt rund 1800 Gäste zu den Salutschüssen der Bollerschützen Esting von den Bierbänken und applaudierten mehrere Minuten lang.

Um es möglichst vielen Olchingern zur ermöglichen, die "Geburtsstunde ihrer Stadt mitzuerleben", wie Magg sagte, fand der Festakt während des Volksfestes statt. Während sich auf dem Rummelplatz die Fahrgeschäfte drehten, verfolgten Menschentrauben am Eingang des Zeltes die Festreden.

Innen trennte die rund 250 Ehrengäste und die etwa 1550 normalen Bierzeltbesucher ein schwarzgelbes Plastikband. So konnten in dem festlich geschmückten Zelt auch sehr viele Olchinger mitfeiern. Was die meisten der Gäste verband, war der Stolz auf ihr Gemeinwesen und die Freude über die Auszeichnung. Jedes Getränk im Maßkrug wurde zu einem Sonderpreis von fünf Euro ausgeschenkt.

Bürgermeister Magg lobte Herrmann für seine "gute Entscheidung" und appellierte an die Olchinger, nun die Chancen der Stadtwerdung zu nutzen. Er sagte: "Stadt wird nicht die Verwaltung, Stadt wird nicht der Bürgermeister, Stadt werden wir alle."

Laut Herrmann ist die Bezeichnung Stadt ein "Ehrentitel", an dessen Verleihung strenge Maßstäbe angelegt werden. Olching habe sich das Prädikat Stadt mit einer außergewöhnlichen Aufwärtsentwicklung verdient. Die Lebensqualität sei sehr hoch. Zudem übe der Ort, in dem mehr als 25 000 Einwohner leben, mit seinem vielfältigen Handels- und Dienstleistungsangebot, einer attraktiven Einkaufsstraße und als Standort für rund 2800 Gewerbebetriebe eine große Anziehungskraft auf die umliegenden Gemeinden aus.

In Anspielung auf die Stadterhebung von Puchheim vor fast genau einem Monat am 18. Mai sagte der Herrmann, dass der Festakt nicht als Zeichen für "inflationäre Tendenzen" zu werten sei. Die Erhebung einer Gemeinde zur Stadt bleibe ein seltenes Ereignis. Dafür spreche, dass in Olching erst die zehnte Stadterhebung in Bayern seit dem Abschluss der Gemeindegebietsreform im Jahr 1978 gefeiert werde.

Diese Aussage relativierte Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet. Der Gröbenzeller, den Magg als "Geburtshelfer" der Erhebung bezeichnete, erinnerte daran, dass der Innenminister trotz einiger Widerstände die restriktive Praxis seines Hauses geändert und dem Olchinger Antrag stattgegeben habe. In den 90er Jahren war eine erste Gemeinderatsinitiative zur Stadterhebung erfolglos geblieben. Laut Bocklet kommt es gerade im Umfeld einer Großstadt wie München darauf an, mit einer solchen Auszeichnung bürgerschaftliches Engagement zu ermutigen und das Image einer Kommune zu stärken. Olching habe sich zu einer der "Aufsteigergemeinden" im Münchner Umland entwickelt.

Widerspruch des Innenministers handelte sich Landrat Thomas Karmasin mit dem Hinweis ein, mit dem Titel Stadt ändere sich juristisch überhaupt nichts. Herrmann sagte unter dem tosenden Beifall der Zuhörer, der Landrat werde schon noch erleben, welches Selbstbewusstsein die Stadt Olching entwickeln werde. Aus dem Zusammenschluss von Olching, Esting und Graßlfing habe sich ein starkes, funktionierendes Gemeinwesen entwickelt.

Zur Sicherheitslage ergänzte er, die Welt sei in Olching noch in Ordnung. Er habe sich beim Leiter der Polizeiinspektion erkundigt und erfahren, dass fast nur brave Leute in Olching lebten. Die Gauner kämen meist von auswärts. Aber auch der Bürgermeister wird laut Herrmann von dem Aufstieg profitieren. Dessen Hochzeit am nächsten Samstag stehe nun nichts mehr im Wege.

© SZ vom 20.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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