Nach einer Auseinandersetzung in Germering:Üble Attacke mit dem Golfschläger

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Seit Donnerstag muss sich ein 33-Jähriger wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht München II verantworten

Von Andreas Salch, Germering

Nachts ist hier so gut wie niemand unterwegs. Weder mit dem Auto noch zu Fuß. Schnurgerade verläuft die Bertha-von-Suttner-Straße entlang des Westparks zur "Golf-Range München-Germering" am Starnberger Weg. Es war ziemlich kalt in den frühen Morgenstunden des 5. Februar dieses Jahres. Das Thermometer zeigte nur knapp sechs Grad an. Flaviu L. ( Name von der Redaktion geändert) hockte mit einer heftig blutenden Kopfplatzwunde auf dem kalten Boden. Zwischenzeitlich verlor er sogar das Bewusstsein. Als der 27-Jährige gegen 4 Uhr wieder zu sich kam, gelang es ihm, sich zu einem Anwesen in der Nähe zu schleppen, wo er um Hilfe bat. Flaviu L. wurde mit einem Rettungswagen in das Klinikum rechts der Isar nach München gebracht. Die Diagnose der Ärzte: Fraktur des Schädeldaches sowie eine Hirnblutung. Kurz nach 2 Uhr war Flaviu L. mit einem Golfschläger "Eisen 7" mit einem "Kopfgewicht" von 250 Gramm attackiert worden. Nicolae U. hatte mit Wucht damit auf ihn eingeschlagen. Seit Donnerstag muss sich der 33-Jährige vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten.

Nicolai U. räumte zum Auftakt der Verhandlung die Tat ein. Staatsanwalt Matthias Braumandl hat Anklage wegen versuchten Totschlags durch Unterlassen sowie gefährlicher Körperverletzung erhoben. Dem Angeklagten sei bewusst gewesen, dass sein Opfer nach der schweren Attacke mit dem Golfschläger hätte sterben können. Denn es war in den Morgenstunden des 5. Februar nicht nur ziemlich kalt. Flaviu L. war zudem völlig betrunken. Angesichts der Temperaturen hätte er sterben können, heißt es in der Anklage. Nicolae U. war nach der Attacke mit seinem Auto einfach zurück zu seiner Arbeit in einer Bar, direkt an der "Golf-Range München-Germering" gefahren und hatte Flaviu L. sich selbst überlassen. Der Schlag mit dem Golfschläger auf den Kopf hatte fatale Folgen für den 27-Jährigen. Auf den linken Ohr ist er seither taub. Außerdem leidet er an Gleichgewichtsstörungen. Flaviu L. tritt in dem Prozess vor der Schwurgerichtskammer als Nebenkläger auf.

Nicolae U. hatte Flaviu L. so schwer verletzt, weil der 27-Jährige zuvor seine Zeche in der Bar - etwa 100 Euro - nicht vollständig bezahlt haben soll.

Nicolae U. sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft. Als er am Donnerstagmorgen von zwei Wachtmeisterin an einer Handfessel in den Sitzungssaal B 273 am Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße geführt wird, hält er sich mit einer Hand ein weißes Blatt Papier vor sein Gesicht, als Fotoreporter ihre Objektive auf ihn richten. Als sie den Saal verlassen, legt der 33-Jährige das Blatt beiseite und blickt zu Flaviu L., der auf der anderen Seite des Gerichtssaals mit seinem Anwalt Platz genommen hat. Nicolae U. macht eine Bewegung mit dem Kopf, so, als wolle er L. begrüßen. Doch der reagiert nicht. Er blickt Nicolae U. nur an; dabei hat er seine beiden Arme vor der Brust verschränkt.

Bei seiner Vernehmung durch den Vorsitzenden Richter Thomas Bott berichtet Nicolae U., dass er seit Jahren alkoholabhängig sei. Auch in der Nacht auf den 5. Februar habe er während der Arbeit getrunken. Flaviu L. kenne er. In den Stunden vor der Tat hätten sich Gäste über den 27-Jährigen beschwert, weil er sehr laut gewesen sein soll. Er habe ihn daraufhin angesprochen, so der Angeklagte. Flaviu L. habe danach die Bar verlassen. Er sei ihm nachgelaufen und habe gerufen: "Flaviu, die Rechnung!" Doch der 27-Jährige habe nicht reagiert. Daraufhin habe er, "einfach so", den Golfschläger vom Stammtisch der Bar geholt, sei in sein Auto gestiegen, Flaviu L. nachgefahren und habe ihn zur Rede gestellt, berichtet Nicolae U. Zuerst hätten sie sich gegenseitig beleidigt und geschubst. "Dann habe ich einfach den Golfschläger aus dem Auto genommen und ihm eine reingehauen". Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 10.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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