Flucht nach Bayern:Helens großer Auftritt

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Große Bühne für bemerkenswerte Gröbenzeller: Helen und ihre Mutter mit Lilo Nitz, Organisatorin der Asylhelfer, in der Münchner Residenz. (Foto: Robert Haas)

Das Mädchen aus Eritrea hat in Gröbenzell eine neue Heimat gefunden. In der Residenz erzählt sie von ihrem Schicksal

Von Christian Krügel, München/Gröbenzell

Der Max-Joseph-Saal der Residenz ist festlich eingedeckt, Marcel Huber, Chef der Staatskanzlei, ist da, Ursula von Bayern und Karin Seehofer ebenso, dazu rund 200 Stifter, Wohltäter und ziemlich vermögende Menschen aus der Münchner Gesellschaft. Vor diesem Publikum auf die Bühne zu gehen und über sein Leben zu reden, erfordert schon Mut, erst recht, wenn man erst seit kurzer Zeit in Deutschland ist und intensiv die Sprache lernt. Die 15-jährige Helen hat diesen Mut. Sie kommt aus Gröbenzell, dort ist ihre neue Heimat. Geboren aber ist sie in Eritrea, und ihr Schicksal sollte an diesem Mittwochabend in der Residenz stellvertretend für das vieler Tausend Kinder stehen, die derzeit am Ende ihrer Flucht in Bayern ankommen. Die Care-for-rare-Foundation des Haunerschen Kinderspitals und die Werner-Reichenberger-Stiftung hatte zum dritten Mal zur Verleihung des Bayerischen Stifterpreises eingeladen. Dessen Sinn besteht vor allem darin, die Wohlhabenderen zum Spenden und Stiften anzuregen, gerade auch um schwerkranken Kindern zu helfen. So wie Helen eben. Das Mädchen war in ihrer Heimat an einer schweren Form der Tuberkulose erkrankt, unter dem Terrorregime in Eritrea war sie dem Tod geweiht. Also machte sich die Mutter mit ihr auf den Weg in ein Land, das Heilung geben könnte. Helen erzählt davon in wenigen Worten, vom Sand in der Sahara, von den Delfinen im Meer, die sie den Beinahe-Schiffbruch vergessen ließen - und schließlich von der Heilung in München. Daran hat das Haunersche Kinderspital entscheidenden Anteil: Dessen Ärzte behandelten Helen und vermittelten ihr auch, wie sie selbständig ihre Medikamente zu nehmen habe. Am wichtigsten ist für Helen aber wohl "Mama Lilo": Lilo Nitz, Organisatorin des Gröbenzeller Asylhelferkreises, die sich um Helen gekümmert hat und sie an diesem Abend auch begleitet. Sie schildert in der Residenz mit Verve die Arbeit der Freiwilligen in Gröbenzell, die Schicksale der Flüchtlinge, aber auch den Irrsinn der Bürokratie. Staatskanzleichef Marcel Huber dürfte das nur bedingt gefallen, aber wichtiger ist ja auch der Applaus für Helen. Das Mädchen bewegt mit ihrem Auftritt viele - und wird vielleicht noch manches bewegen.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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