Moorenweis:Landwirte fürchten um ihre Existenz

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Die Brüsseler Pläne sehen vor, dass jeder Bauer sieben Prozent Ackerland aufgibt.

Erich C. Setzwein

Wehret den Anfängen, heißt es bei den Landwirten im Landkreis angesichts eines neuen Flächenstilllegungsprogramms der Europäischen Union. Nach den Brüsseler Plänen soll jeder Bauer sieben Prozent seiner Ackerfläche aufgeben und begrünen ("Greening"). Nur wer sich an diese Umweltauflagen hält, soll künftig die volle Flächenprämie bekommen. EU-Kommissar Dacian Ciolos möchte damit das Subventionssystem mehr in Richtung Ökologie ausrichten.

Diese Ideen bringen nicht nur Bauern wie die Familie Metzger in Luidenhofen bei Moorenweis dagegen auf, auch der Bayerische Bauernverband (BBV) übt heftige Kritik an dem "Flächenvernichtungsprogramm", wie Kreisobmann Johann Drexl es nennt. Der BBV befürchtet, dass rund 1300 Hektar Ackerfläche im Landkreis stillgelegt werden und damit umgerechnet 55 bäuerliche Betriebe aufgeben müssten, weil sie kein Auskommen mehr hätten.

Der Flächendruck erhöht sich, die Pachtpreise werden steigen", sagt Bettina Metzger, die gerade in den Betrieb ihrer Eltern eingestiegen ist. Sie hat die Zukunft als Landwirtin noch vor sich - eine ungewisse allerdings. Sie möchte gerne nachhaltig wirtschaften, wie sie bei einem Pressegespräch des BBV auf ihrem Hof am Montagnachmittag erzählt. "Um den Hof einmal weitergeben zu können." 90 Milchkühe stehen im Stall, das Futter für sie wird selbst angebaut. Müssten von der Ackerfläche sieben Prozent stillgelegt werden, wären das dreieinhalb Hektar. Auf den wertvollen Boden aber wollen Bettina Metzger und ihre Eltern eigentlich nicht verzichten.

Wie er befürchten auch Kreisbäuerin Gabi Waldleitner und Obmann Drexl: "Dafür wird dann in Brasilien Wald gerodet, um Getreide anzubauen, das von hier nicht mehr geliefert werden kann", sagt Waldleitner. BBV-Geschäftsführerin Petra Düring führt an, dass es schon einen Unterschied mache, ob im Landkreis wertvoller Boden nicht mehr bebaut werden dürfe oder ob in Spanien nur steinige Felder stillgelegt würden. Die Folge: Die Lebensmittelpreise würden steigen. Und Drexl weiß aus Erfahrung zu berichten, dass stillgelegte Flächen staatlich überwacht würden. "Was für ein Bürokratieaufwand!"

Die Stilllegung von Ackerflächen aber würde nicht bedeuten, dass der Boden sich selbst überlassen bleibt. Im Gegenteil: Man müsse die Flächen neu ansäen und pflegen, erläutert Vater Josef Metzger, Unkraut wolle man dort nicht haben.

Nach den mehr als zehn Jahren andauernden Stilllegungsprogrammen, die auch zur Verbesserung der Erzeugerpreise initiiert worden waren, würde eine erneute Aufgabe von Ackerland die Bauern hier schwer treffen - und kaum Sinn ergeben, wie die Kreisbäuerin findet: Der BBV hat ausgerechnet, dass der Landwirtschaft heuer um 4500 Hektar weniger Fläche zur Verfügung stehen als noch vor 40 Jahren. Das wird einerseits auf Stilllegungsprogramme und Hofaufgaben zurückgeführt, aber auch auf den enormen Siedlungsdruck, dem sich der Landkreis ausgesetzt sieht.

© SZ vom 11.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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