Mitten in Puchheim:Die lesbare Stadt

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Viel fehlt nicht mehr und Puchheim kann sich Literaturmetropole nennen

Kolumne von Florian J. Haamann

Für die Freunde des gedruckten Wortes gibt es - neben der täglichen Zeitungslektüre freilich - im Kalender jährlich zwei Fixpunkte: Die Leipziger Buchmesse im Frühjahr und die Frankfurter Buchmesse im Herbst. Gut, der Münchner mag anmerken, dass es da ja auch noch die Bücherschau gibt. Wie wichtig diese im Vergleich zu den großen Zwei ist, darüber kann man in regionalen Lesezirkeln sicher vorzüglich streiten. Muss man aber nicht mehr lange. Denn im Schatten der Landeshauptstadt wächst, bisher von der literarischen Welt freilich noch unbemerkt, eine wahre Perle im Magen der ehemaligen Mülldeponie Puchheim heran, die bald alle anderen Literatur- und Büchertage, -messen, -wochen und -monate überstrahlen wird. Noch sind es zwar nur Kleinigkeiten, die Puchheim zu bieten hat, aber fasst man sie zusammen und denkt sie ein wenig größer, dann entsteht eine große Vision.

Ein Baustein ist die am 20. März beginnende Aktion "Puchheim liest ein Buch". Auf mehr als 30 Veranstaltungen beschäftigen sich die Puchheimer knapp zwei Monate lang mit dem 2012 erschienen Roman "Glückskind" von Steven Uhly. So viele Veranstaltungen rund um ein Buch gibt es nicht einmal in Frankfurt oder Leipzig. In Puchheim muss also nur noch die Menge die Bücher vervielvielvielfacht werden und schon ist man da auf Augenhöhe. Parallel zur Leseaktion wird aber auch geschrieben. Denn der Seniorenschreibtisch arbeitet aktuell an seinem bereits zwölften Buch, für das noch Mitautoren gesucht werden. Damit hat Puchheim noch etwas, was bedeutende Buchmessen ausmacht: Die Möglichkeit, Neuerscheinungen exklusiv zu präsentieren und die Besucher mit den Autoren in Kontakt zu bringen.

Nun fehlt also nur noch eines, um in die Riege der Meinungsführer aufzusteigen: Ein bedeutender Literaturpreis, mit dem man für Aufmerksamkeit sorgen kann. Welch glückliche Fügung ist es da, dass im Jahr 2015 tatsächlich der Puchheimer Lyrikwettbewerb ins Leben gerufen wurde. Verliehen wird er auf dem Volksfest in dessen Zelt auch nicht weniger Menschen passen, als in die Frankfurter Paulskirche. Nun also ist es an der tatkräftigen Kulturreferentin, all dies zusammen zu führen und Puchheim zur Literaturmetropole zu machen.

© SZ vom 06.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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