Mitten in Olching:Ein Hugo im Vogelpark

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Das neue Maskottchen der Stadtwerke kann nun beim Namen gerufen werden

Von Christian Hufnagel

Recht viel gibt der Name nicht her. Klar hat er einen uralten, nämlich altgermanischen Ursprung und war er zu diesen Zeiten durchaus positiv besetzt: "Denkender Geist" mag nicht das schlechteste Attribut sein, das mitschwingen kann, wenn man gerufen wird. Jahrtausende später ist von dieser Bedeutung im kollektiven Gedächtnis nichts geblieben. Letzteres weckt gänzlich andere Assoziationen. Szenegänger denken ausschließlich an einen Cocktail, der mit einer Mischung aus Prosecco, Holunderblüten-Sirup, frischer Minze und Sodawasser zuvorderst das Gemüt und weniger den Geist auf die Sprünge hilft. Noch weniger bedeutsam erscheint die Verwendung als Slangwort für eine selbstgedrehte Zigarette, die ziemlich deformiert aussieht. So wird dann auch niemand einen Vogel mit Kippe im Schnabel oder einem Cocktailglas in den Krallen im Kopf haben, wenn er erfährt, dass der Vogelpark Olching eine männliche Schnee-Eule beherbergt, die der Besucher nun Hugo rufen darf.

Zu einem solch exklusiven Vorrecht ist der Vogel unter seinen rund 600 Mitbewohnern in dem beliebten Ausflugsziel durch die Stadtwerke Olching gekommen. Diese haben ihn als Patenkind ausgespäht und zum eigenen Maskottchen erhoben. Letzteres gewinnt natürlich an Marketingwert, wenn es ein wenig vermenschelt wird, wozu sich ein Vorname natürlich bestens eignet. Da die lateinischen Entsprechung Bubo scandiacus keinen Werbeerfolg erzielt hätte, rief der Energieversorger die Olchinger auf, doch Vorschläge zu machen. Diese fanden das nicht albern, sondern hatten ihren Spaß. Jedenfalls wurden die Initiatoren von einer "so großen Teilnahme" überrascht, dass sie von einer "Flut" an Online-Zusendungen und Zetteln in einer Wahlurne im Vogelpark sprechen. Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, wird über die Ergebnisfindung nicht mehr verraten. Aber "Hugo" muss unter allen Vorschlägen der überzeugendste oder häufigste gewesen sein.

Ganz von ungefähr kommt diese Wahl nicht unbedingt. Gleichwohl es natürlich viel beliebtere Vornamen in Deutschland gibt, ist Hugo bei den Menschen wieder in Mode gekommen und rangiert inzwischen um Platz 140, nachdem er fast 50 Jahre in der Versenkung verschwunden war. Vielleicht mag die Olchinger Schnee-Eule ja ein wenig dazu beitragen, dass der Name eine ähnliche Hausse - immerhin Platz 21 - erlebt wie Ende des 19. Jahrhunderts zu Lebzeiten eines von Hofmannsthal - des wohl berühmtesten Hugos.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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