Mitten in Hattenhofen:Schwedische Verhältnisse

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Die Sparkasse Fürstenfeldbruck meldet, dass in Hattenhofen und Schöngeising die Bargeldversorgung sichergestellt ist. Anderswo würde eine solche Mitteilung ein Stirnrunzeln nach sich ziehen

Von Erich C. Setzwein

Die Schweden wissen schon, warum sie den Euro erst gar nicht einführen. Als Währung ist er ihnen suspekt, und als Schein oder Münze bräuchten sie ihn wahrscheinlich eh nicht mehr. Skandinavientouristen staunen nur noch, dass in Schweden so gut wie alles mit Karten bezahlt wird. Selbst in Dörfern, die vielleicht so groß sind wie Schöngeising oder Hattenhofen, braucht der Schwede keine Krone mehr bei sich tragen. Plastikgeld bestimmt den Konsumentenalltag. In der Hauptstadt Stockholm sowieso, aber auch in den Siedlungen nördlich des Polarkreises würde eine Mitteilung wie die der Sparkasse Fürstenfeldbruck wahrscheinlich nur ein verwundertes Stirnrunzeln auslösen. Dass nämlich die Bargeldversorgung in den beiden oben genannten Gemeinden sichergestellt sei.

Was die Öffentlichkeitsarbeit der Sparkasse damit sagen möchte: Wir machen unsere Filialen dort dicht, aber der Geldautomat spuckt weiter Geld aus. Ist zwar nicht von der Sparkasse, aber der von der Volksbank tut es auch. Kostet auch nicht extra. Das werden die Hattenhofener und Schöngeisinger zu schätzen wissen. Vielleicht kommen ja bald weitere Botschaften dieser Art, die damit beginnen, dass zunächst die Situation der Finanzbranche bejammert wird, weil immer mehr Kunden das Internet für ihre Bankgeschäfte nutzen, ehe mitgeteilt wird, dass man schon seit Jahren immer wieder die Filial- und Betreuungsstruktur überprüft habe, um jetzt endlich die Filialen aufgeben zu können. Weiter ist von hochwertigen Bankdienstleistungen in der Fläche die Rede, was auch immer damit gemeint sein kann, wenn der Geldautomat nicht ein roter von der Sparkasse, sondern ein blau-oranger von der Volksbank ist.

Dafür ist das Bargeld-Zapfen am VR-Automaten kostenlos - noch. Denn wenn immer mehr Sparkassen und Raiffeisenbanken fürs Geldabheben Gebühren von ihren Kunden verlangen, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis dies auch im Landkreis eingeführt wird. In der Folge wird weniger abgehoben und mehr mit Karte bezahlt. Und schwedische Touristen in Hattenhofen und Schöngeising werden sagen: Varför hade du inte gjort det omedelbart?! *

(* Warum nicht gleich?!)

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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