Mitten in Fürstenfeldbruck:Wunderbar gemacht

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Wie die Kirchen sich an Männer ranmachen. Zum Beispiel mit einem Gottesdienst im Bierzelt

Von Stefan Salger

Herbert Grönemeyer wusste es schon immer: Männer sind etwas ganz Besonderes. Im gleichnamigen Titel, der sich auf dem 1984 veröffentlichten Album Bochum findet, bestätigt der Sänger, dass Männer zwar "baggern wie blöde", letztlich aber "auf dieser Welt einfach unersetzlich" sind. Weil der wohl populärste deutsch singende Musiker natürlich recht hat, kommt auch die Seelsorge nicht mehr an diesem Thema vorbei. Kirchen haben es heute ja auch nicht mehr so einfach und müssen sich nach der Decke strecken, damit nicht zu viele Schäfchen rübermachen auf das weite Feld des Unglaubens, auf dem keine Kirchensteuer mehr sprießen kann. Der Klerus wird, im Gegensatz zum Mann, von manchem als verzichtbar angesehen. Deshalb gibt es in Rom einen neuen Papst, der das prunksüchtige Alphamännchen Tebartz-van Elst öffentlichkeitswirksam an die Leine gelegt hat und ein Leben in Bescheidenheit predigt, mag auch am zölibatären Kern des katholischen Männerklubs nicht gerüttelt werden. Es werden neue Wege beschritten. So dürfen mittlerweile sogar Hunde im Beisein ihrer Herrchen Segnungen empfangen - so wie im Oktober vor der Brucker Klosterkirche. Zudem gibt es Gottesdienste, die in die Tempel der Bierseligkeit verlegt werden, so wie beim Schaustellergottesdienst an diesem Sonntag im Brucker Volksfestzelt.

Weil die evangelischen Gemeinden in Bruck mit dem Bierpreis von 7,90 Euro pro Maß nicht konkurrieren können, müssen sie auf anderen Feldern reüssieren, um an diesem Sonntag nicht das Nachsehen zu haben. Und so blicken sie über den schäumenden Promille-Fetisch weit hinaus und nehmen den dahinter sitzenden Menschen in den Blick. Dieser Mensch ist meist ein Mann. Unter Berufung auf Psalm 139,14 lässt sich also von 18 Uhr an in der Gnadenkirche trefflich ein - musikalisch vom Brucker Männerkreis gestalteter - Männer-Gottesdienst rechtfertigen. Im Psalm heißt es: "Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht wurde." Na also, dem ist fast nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht: Wer hat's gemacht? Ja, schon auch die Schweizer, vor allem aber: der Mann. Von dieser Erkenntnis kann man(n) zehren. Mindestens bis zum Vatertag am 14. Mai oder zum Internationalen Männertag am 19. November.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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