Mitten in Fürstenfeldbruck:Visionen von der Radlautobahn

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Die Kreisstadt hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um die globale Erwärmung zu begrenzen

Von stefan salger

Vormittags, kurz vor zehn. Gegenwind. Weil wir vergessen haben, das Fahrrad beim letzten Boxenstopp in der Fürstenfeldbrucker SZ-Redaktion aufzupumpen, setzt auch der Rollwiderstand der halb platten Reifen, die durch die Schlaglöcher eiern, dem Sturm und Drang des Reporters enge Grenzen. Die Dreigang-Nabenschaltung des Redaktionsfahrrads, genannt "Der schwarze Blitz", kommt über die zweite Stufe nicht hinaus. Zum Greifen nah die Lastwagen, die auf der Münchner Straße an einem vorbeidonnern. Sollte hier nicht längst ein Radlweg gebaut sein?

Auf dem Weg zum Pressetermin im Landratsamt dürfen die Gedanken vorausfliegen. Seit Monaten wird in der Kreisbehörde auch über ein Thema diskutiert, das noch Zukunftsvision ist. Die frohe Kunde vom Radschnellweg macht die Runde. Vier Meter breite Hauptverkehrsadern, die Landeshauptstadt und Umland verbinden. Keine Ampeln, keine Autos. Stattdessen eingebaute Vorfahrt. Eine Route von München quer durch den Landkreis, stangerlgerade in Ost-West-Richtung und mit Endpunkt Fürstenfeldbruck, wurde ebenso als geeignet eingestuft wie fünf andere Krakenbeine, die aus der Landeshauptstadt nach Städten in der Region greifen.

Aber mit dieser lahmen Krücke? Ein höchst verwerflicher Gedanke schießt einem durch den Kopf. Vielleicht sollte man vor dem Landratsamt den Schwarzen Blitz samt Einkaufskorb einfach demonstrativ unabgesperrt lassen und darauf setzen, dass einem während des Termins dort irgendein Langfinger diesen heimlichen Wunsch erfüllt: Rad schnell weg! Nach dem entspannenden Fußmarsch zurück in die Redaktion könnte man sich dann stark machen für die Anschaffung eines dieser radlautobahntauglichen E-Bikes. Bei rechtem Licht betrachtet will man aber eigentlich ja gar nicht nach München fahren. Ein Radstreifen an der Münchner Straße würde eigentlich auch reichen. Und während großspurig verkündete Großprojekte regelmäßig als Bettvorleger landen, wird zumindest die Kreisstadt in kleinen, aber kontinuierlichen Schritten fahrradfreundlicher. Eigentlich hängt man ja doch irgendwie am Schwarzen Blitz und sieht gerne darüber hinweg, dass ihm oft bereits auf halber Strecke die Luft ausgeht.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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