Mitten in Fürstenfeldbruck:Touristisches Entwicklungsland

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Auch Landsberied kann dem Landkreis nicht zu einem Boom bei den Übernachtungszahlen verhelfen

Von Erich C. Setzwein

Man mag sich gar nicht vorstellen, was aus den Plänen für eine Skischaukel im Süden von Landsberied geworden wäre. Sicherlich, es hätte einige Proteste gegeben gegen den Speichersee für die Beschneiungsanlage, aber letztlich hätte ein bayerisches Gericht so entschieden wie es über das Sudelfeld gerichtet hat: Erst kommt der Skifahrer und dann die Natur. Die grünen Protestler und die echten Wintersportler hätten sich danach ihre Ski angeschnallt und wären die paar Meter mit dem Lift den Hügel hochgefahren, um in dem opulenten Werbefilm mitwirken zu können, den Bürgermeisterin Andrea Schweitzer für die über-über-über-übernächsten Weltmeisterschaften hätte drehen lassen. Und die Dorfwirtschaft hätte angebaut, um die vielen Gäste von nah und - vor allem - fern unterbringen zukönnen.

Doch aus diesen Plänen ist nichts geworden, weil es an Übernachtungen fehlt. Eine Steigerungsrate von nur 1,8 Prozent seit dem Februar vergangenen Jahres ist nun nicht einmal das, was teuer bezahlte Tourismusmanager und clevere Reiseveranstalter auf die Idee bringen könnte, Menschen zum Urlaub im Winter in den Landkreis Fürstenfeldbruck zu bewegen. Zu niedrig die von der Eiszeitmoräne zusammengeschobenen Buckerl, zu wenig Möglichkeiten, sich beim Après-Ski zu vergnügen.

Statistische Zahlen über den Tourismus in Bayern werden veröffentlicht wie solche vom Arbeitsmarkt. Meist gibt es eine gute Nachricht voraus, und wer weiter hinten in den Mitteilungen liest, stößt meist auf das Gegenteil von dem, über was er sich auf der ersten Seite gefreut hat. Das ist auch bei der jüngsten Meldung aus dem Landesamt für Statistik so, in der die gestiegene Zahl der Gästeankünfte im Februar bejubelt wird. Da wächst die Gästezahl auf die Großstadtgröße von 2,2 Millionen, die Zahl der Übernachtungen auf 5,8 Millionen - in ganz Bayern. Das ist beeindruckend, wird aber von der Tatsache relativiert, dass es Landkreise gibt, in denen sich touristisch so gut wie gar nix tut. Fürstenfeldbruck ist ein Beispiel. Da kamen im Februar 7685 Gäste und blieben im Schnitt zwei Tage lang. Zwei Tage im Februar können im Landkreis eine lange Zeit sein.

Zum Skifahren dürften die wenigsten angereist sein, sonst hätten die Brucker Beherbergungsbetriebe und der Landsberieder Skilift so viel zu tun gehabt wie im Kreis Garmisch-Partenkirchen, wo mehr als 190 000 Übernachtungen gezählt wurden. Zugegeben: Dort stehen auch zehn Mal so viele Betten zur Verfügung wie in Bruck. Daran würde ein Anbau an die Landsberieder Dorfwirtschaft auch nichts ändern.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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