Mitten in Fürstenfeldbruck:Notfälle nur zu den Bürozeiten

Lesezeit: 1 min

Opfer sexueller Gewalt bekommen schon Hilfe. Aber vielleicht nicht, wenn sie sie am dringendsten bräuchten

Von Ariane Lindenbach

Reden ist in manchen Situationen die beste Medizin. Freunde und Verwandte sind dann oft die liebsten Zeitgenossen, weil sie einen kennen und man sich ihnen anvertrauen kann. Ob Liebeskummer, Ärger in der Familie oder im Beruf: man kann man ungehemmt seinen Frust abladen und sich, wie man so sagt, seinen Kummer von der Seele reden. Und tatsächlich fühlt man sich nach einem solchen Gespräch erleichtert. Das seelische Befinden hat sich deutlich verbessert und vielleicht hat man sogar obendrein einen guten Rat oder einen anderen Aspekt mit auf den Weg bekommen.

Es gibt aber auch Situationen, in denen die Probleme zu groß, zu ungeheuerlich sind, als dass man sie mit einer nahestehenden Person besprechen wollte. Zum Beispiel wenn es um sexuellen Missbrauch oder Gewalt geht, hemmen einen Scham und Peinlichkeit, sich seinem Umfeld anzuvertrauen. Die befreiende Wirkung eines Gesprächs bleibt davon unberührt. Für solche Fälle sind die Kummertelefone eine gute Alternative. Dort kann man anonym anrufen und mit einer fremden Person über seine Probleme reden, womöglich sogar noch einen Rat bekommen oder einen Hinweis, wo man sich weitere Hilfe holen kann. Derartige Angebote gibt es von unterschiedlichen Stellen, manche stehen einer Kirche nah, andere sind Vereine.

Im Landkreis Fürstenfeldbruck gibt es sogar von der Kreisbehörde eingerichtete oder/und finanzierte Beratungsstellen, an die man sich telefonisch wenden kann. Wer Probleme mit sexuellem Missbrauch oder sexueller Gewalt hat, und sich seinen Kummer von der Seele reden möchte, muss bloß im Internet nach " sexueller Missbrauch Landkreis Fürstenfeldbruck" googeln, schon listet die Suchmaschine diverse Ergebnisse auf. Gleich an erster Stelle nach der obligatorischen Anzeige wird eine Seite mit Ansprechpartnern, Beratungsangeboten und Prävention zum "Themenbereich sexueller Missbrauch" angezeigt. Und siehe da, vorbildlich, ist es das Amt für Jugend und Familie Fürstenfeldbruck - Erstberatung - mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Nur: Wählt man die Nummer, ertönt in den meisten Fällen nur eine weibliche Stimme auf dem Anrufbeantworter, die bedauert, zurzeit persönlich keine Anrufe entgegenzunehmen. "Sie erreichen uns während unserer Telefonsprechzeiten Montag bis Freitag, von 8.30 bis 12 Uhr", wird man weiter informiert. Die Ansage endet mit einer anderen, computerisierten Frauenstimme: "Die Mailbox nimmt keine Nachrichten an", heißt es, bevor man aus der Leitung geworfen wird.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: