Mitten in Fürstenfeldbruck:Entsammeln im Kinderzimmer

Geplagte Eltern können sich vom Landkreis für die Erziehung inspirieren lassen

Von Stefan Salger

Sperrvermerk - der Begriff kommt echt sperrig daher, klingt nach Bürokratendeutsch, nach muffiger Amtsstube, nach Daumenschrauben. Aber so ein Sperrvermerk kann durch einen positiv klingenden Wortbegleiter entschärft werden. Sehen wir uns mal die aktuelle Beschlussvorlage für den Kulturausschuss des Kreistags an, die sich beim Tagesordnungspunkt "Bauernhofmuseum Jexhof" der "Aufhebung des Sperrvermerks zum Zwischendepot" widmet. Unterhaltsamer wird es, wenn man sich bis zu den Anlagen vorarbeitet. Dort geht es um "Arbeitsschritte für Qualifizierung der Sammlung durch Entsammlung". Wie bitte? Sammlung durch Entsammlung? Klingt gelinde gesagt interessant.

Wer Kinder im Teenageralter hat, der feilt schon an künftigen Ermahnungen, auf dass diese nicht so wirkungslos verhallen wie bisher. Der roten Karte beim Betreten des Kinderzimmers könnte man geschwind zuvorkommen mit einer Bitte, die daherkommt wie ein trojanisches Pferd: "Mein lieber Sohn/meine liebe Tochter, könntest du die Sammlung alter Socken und den mit leeren Chipstüten und Paninibild-Verpackungen angereicherten Verhau auf deinem Schreibtisch bitte entsammeln?" Entsammeln klingt doch viel vermittelbarer als die verpönten Begriffe "Aufräumen" oder "Ausmisten und den Müll wegwerfen". Setzen die Rabauken selbst diesem schönen Euphemismus Untätigkeit entgegen oder schieben die ganze Sammlung lediglich ins Zwischendepot unterm Bett, bliebe als letztes Druckmittel ja immer noch die bürokratische Keule: Sperrvermerk fürs Handy.

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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