Mitten in Fürstenfeldbruck:Ein Ausreißer der Kunst

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Eine schwimmendes Kunstobjekt bergen und stoppen die Einsatzkräfte auf der Amper in Bruck. (Foto: Wasserwacht)

Die Amperarche macht sich auf und davon - und wird wieder eingefangen

Von Christian Hufnagel

Der Mensch würde ja gerne mal was anderes sein: ein Tier vielleicht, frei wie ein Vogel oder stark wie ein Löwe; eine Gebirge würde auch taugen, so unumstößlich und ewiglich; oder ein Meer, so unendlich dahintreibend. Aber ein Objekt spart die menschliche Sehnsucht sicherlich aus: ein Kunstwerk. Wenig auf der Welt fristet ein unbeachteteres Dasein als Bilder und Skulpturen, gerade wenn sie nicht der gegenständlichen Beschaulichkeit einer Landschaftsmalerei oder heiligen Statuenhaftigkeit angehören, sondern in ihrer abstrahierten Erscheinung zum Nachdenken nötigen, will der Betrachter irgendein Verständnisvergnügen davon haben.

So kann man sich das traurige Seelenleben einer Installation gut vorstellen, die für gewöhnlich im Ampersee am Steg hinter dem Brucker Minigolfplatz verankert ist: ein wandloses unscheinbares Häuschen aus Metallstangen, in dessen Inneren derzeit das Bild eines Vogels aufgespannt ist. Die "Amperarche", geschaffen von Hilde Seyboth, muss nun wohl am späten Donnerstagnachmittag ihrer Einsamkeit überdrüssig geworden sein und sich losgerissen haben, um den Fluss hinab in eine größere Bedeutung hineinzugleiten. Allerdings kam das Kunstobjekt nur bis zur Fürstenfelder Straße, als Passanten aufschreckten, erkannten sie doch nicht die Bestimmung dieser Kunst, sondern wähnten ein "schwimmendes Baugerüst" im Wasser, also irgendwie Gefahr. Sie verständigten sogleich die Einsatzkräfte. Zehn Feuerwehrmänner und sechs Mann von der Wasserwacht rückten also an, um den Ausreißer mit vereinten Kräften die Amper wieder hinauf an seinen Dauer-Ausstellungsort zu bringen und dort festzubinden. Ob dieser vermeintliche Rettungseinsatz das Objekt nun glücklicher macht, weiß nur dessen künstlerische Seele. Aber vielleicht ist es der Installation der Egenhofener Künstlerin mit dieser spektakulären Aktion wenigstens gelungen, ein bisschen mehr auf den Sinn ihres Daseins aufmerksam zu machen: Die wechselnden Bilder von Tieren des Ampertals sollen die Menschen nachdenklich machen - über die Schönheit, aber auch Bedrohung dieses Naturschutzgebietes.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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