Mitten in Fürstenfeldbruck:Die Zeit läuft

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Beim SZ-Forum hat jeder der zehn Bundestagskandidaten zwölf Minuten Redezeit. Jeder geht damit anders um

Von Stefan salger

Unzählige Seminare widmen sich heutzutage dem Zeitmanagement. Meistens geht es darum, die Arbeit effizienter zu organisieren oder Job und Familie besser unter einen Hut zu bringen. Beim SZ-Forum mussten die zehn Bundestagskandidaten, die da am Dienstagabend Schulter an Schulter auf der Bühne des Fürstenfelder Stadtsaales saßen, mit einem Zeitbudget von jeweils exakt zwölf Minuten haushalten.

Am Schwersten fällt das Michael Schrodi von der SPD. Als der 40-Jährige mit Verve seine Positionen auf den Feldern Steuerpolitik und Sozialer Wohnungsbau erläutert, tickt die Uhr unerbittlich herunter und das Display des vor ihm aufgestellten Timers verharrt nach einigen Beiträgen und Seitenhieben gegen die CSU schließlich bei Null. Als Erster hat Schrodi sein Zeitbudget aufgezehrt. "Da muss Schummelsoftware drauf sein", raunzt der SPD-Politiker mit Blick auf den ungnädigen Zeitmesser augenzwinkernd. Auch die eine oder andere Konkurrentin auf der Bühne hat ihre liebe Not mit der fortschreitenden Zeit, vor allem aber mit der Bedienung des Timers, mit der die Politiker eigenverantwortlich betraut worden sind. "Hoppla, jetzt habe ich schon wieder vergessen zu drücken", räumt Beate Walter-Rosenheimer von den Grünen wiederholt schuldbewusst ein. Vorsatz mag ihr niemand unterstellen, ebenso wenig wie der manchmal etwas vergesslichen Freien Wählerin Lilian Edenhofer. Wer nun meint, gerade die Frauen hätten Probleme mit dem Zeitmanagement, der irrt freilich. Jürgen Loos von der ÖDP hat am Ende der Debatte ein "Luxusproblem" und noch um die neun Minuten Redebudget übrig, hat sich also über die Maßen zurückgehalten mit Wortbeiträgen. Wäre der SPD-Kandidat nicht bereits zur Sprachlosigkeit verdonnert gewesen, er hätte dem Banknachbarn zu seiner Linken einen Transfer vorschlagen können, den die Slogans auf seinen Wahlplakaten und auf seinem Wahlmobil eigentlich nahelegen. "Zeit für Schrodi" ist dort zu lesen und Gerechtigkeit eingefordert. Von zwölf Minuten ist da hingegen nicht die Rede.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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