Mitten in Fürstenfeldbruck:Das Ende der Gutgläubigkeit

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Dieses täuschend echte Dokument eines neuen Ortsschildes hat die Brucker Stadtverwaltung verschickt. (Foto: privat)

Viele Mitteilungen der Kreisstadt sind so amtlich, amtlicher geht's gar nicht. Jetzt aber haben sie dick aufgetragen

Von Christian hufnagel

Die Stadt Fürstenfeldbruck muss sich natürlich pausenlos mitteilen. Manches, was da die Schreibstuben des Rathauses für die Öffentlichkeit verlässt, trägt in Inhalt und Form schlicht amtliche Züge. Ein beliebiges Beispiel wäre die Information, dass die Zadarstraße wegen Ausbaus von Dienstag, 7. April, an für zwei Wochen komplett gesperrt, die Zufahrt für Anlieger aber möglich sei. Das zu hinterfragen, wäre verschwendete Gedankenzeit. Was wohl jedem einleuchtet. Ein bisschen ins Grüblen möchte man kommen, wenn die Verfasser dicker auftragen. Die Teilnahme an der sogenannten Earth Hour kündigte der Pressesprecher etwa durchaus in einem apokalyptischen Ton an: "In Bruck gehen die Lichter aus!" Es war dann bekanntlich nur eine Stunde, in denen auch nur Klosterkirche, Altes Rathaus und Bibliothek verdunkelt wurden. Glaubhaft konnte die Öffentlichkeitsarbeiterin schließlich auch spektakuläre Aussendungen wie "Energetische Sanierung - Musterhaus gesucht!" und "Drohenenflug über der Innenstadt" rüberbringen. Weil aber vielleicht die ein oder andere Überschrift doch ein wenig zu reißerisch ausgefallen war und der Nachrichtenwert die ausgelöste Erwartungshaltung nicht immer befriedigen konnte, ist man in der jüngsten Pressemitteilung zu einer geradezu überbetonten Sachlichkeit zurückgekehrt.

"Emmering wird neuer Brucker Ortsteil" lautet der Titel so wunderbar nachrichtlich, als ob eben die Zadarstraße für zwei Wochen gesperrt werden muss. Auch in der Folge gibt es keinen Anlass zum Zweifeln: Die Eingemeindung des Nachbarortes sei mit der heute erfolgten amtlichen Bekanntmachung offiziell. Ja, warum denn auch nicht? Und dass der Bürgermeister sich freudig zitieren lässt, ist nicht überraschend: "Endlich wächst zusammen, was zusammen gehört", sagt Klaus Pleil. Klingt plausibel. Auch dass es an diesem Mittwoch im Rathaus zu diesem Anlass einen kurzen Empfang - um 11.45 Uhr - gibt, hat nichts Scherzhaftes an sich. Die Gutgläubigkeit stolpert am Ende aber über das kleine Detail namens "Sperrvermerk" und holt sich zum Glück eine blutige Nase. Es ergeht die Bitte um Veröffentlichung am 1. April.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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