Der verbale Austausch wird heutzutage ja kaum noch geschätzt. An die Stelle des Wägens von Argumenten tritt die allgemeine Geschwätzigkeit der sozialen Medien. Es wird gepostet, was das Zeug hält. Mini-Infos, Satzbruchstücke und viele, viele Fotos und Selfies. Das wirkt ansteckend. Auch auf Kreispolitiker. Gerne verbreiten sie kleine Begebenheiten aus ihrem politischen Alltag via Facebook. Noch lieber schmücken sie sich mit Fotos, die dokumentieren, dass sie bedeutenderen Politgrößen wahrhaftig begegnet sind.
Auch in jenen Einrichtungen, in denen der althergebrachte Meinungsaustausch zum Wohle der Allgemeinheit ausdrücklich vorgesehen ist, wird auf längere Wortbeiträge verzichtet. Wie im Fürstenfeldbrucker Kreistag. Immer mehr greift dort der Brauch um sich, Tagesordnungspunkte einfach durchzuwinken. Eine Stellungnahme dazu abgeben, detailliert nachfragen, Zusatzinformationen einholen - pah, damit tun sich die gewählten Volksvertreter nicht ab.
Deshalb reicht die Zeit locker aus, auch wenn die Ausschusssitzungen mittlerweile nicht mehr um drei, sondern erst um vier Uhr nachmittags beginnen. Um sechs wollen sie in der Regel damit fertig sein, vorigen Donnerstag gerieten sie nicht annähernd in Gefahr, dieses Ziel zu verfehlen. In gerade mal 25 Minuten hakte der Kreisausschuss immerhin 14 Tagesordnungspunkte ab, das macht im Durchschnitt 1,78 Minuten pro Thema. In der letzten Kreistagssitzung vor den Sommerferien an diesem Donnerstag stehen gleich 25 Punkte zur Behandlung an. Die Sitzung wird zwar schon eine Stunde früher beginnen, trotzdem muss vermutlich niemand um den freien Abend fürchten. Wenn das 70-köpfige Gremium so zügig unterwegs ist wie der kleinere Kreisausschuss eine Woche zuvor, dann müsste es in einer Dreiviertelstunde durch sein.