Mitten in Emmering:Handtaschenattacke auf einen Polizisten

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Eine 82-Jährige fährt ohne Führerschein Auto und dreht dann völlig durch, als sie von einem Beamten zur Rede gestellt wird

Von Kolumne von Stefan Salger

Ein wenig erinnerte der Auftritt einer 82 Jahre alten Emmeringerin am Montag an Miss Marple, die ebenso betagte, resolute und bisweilen dickköpfige Lady in Agatha Christis berühmten Krimis. Jene hatte immer eine stilvolle Handtasche am Arm, die sie bei Bedarf schon mal Strolchen um die Ohren haute. Die Emmeringerin freilich hat wohl etwas falsch verstanden, denn der Mann, der am Montag ihre Handtasche zu spüren bekam, ist kein Strolch, sondern ein unbescholtener Polizist. Die 82-Jährige klemmte sich hinters Steuer ihres Autos, obwohl die Behörden den Führerschein vor zwei Monaten einkassiert hatten.

Eine halbe Stunde zuvor hatte ein Richter die Emmeringer Seniorin bei einem Gerichtsverfahren um eine Verkehrssache nochmals eindringlich ermahnt, aufs Autofahren ganz zu verzichten. Die resolute Emmeringerin zeigte sich uneinsichtig und kündigte noch im Gerichtssaal an, sich nicht daran zu halten. Ein Polizist in Zivil saß als Beteiligter der Verhandlung ebenfalls im Saal. Dieser beobachtete, wie die Frau nach der Verhandlung vor dem Amtsgerichtsgebäude in ihr Auto stieg - und verfolgte sie nach Emmering. Auf einem Kundenparkplatz stellte der Beamte die Frau zur Rede. Von Einsicht keine Spur - nach Beschreibung der Polizei wurde die "unbelehrbare Rentnerin" aggressiv, beleidigte den Beamten und wurde auch noch handgreiflich. Zum Schluss schwang sie dann die Handtasche. "Glücklicherweise wurde der Beamte durch diese Angriffe nicht verletzt", heißt es im Polizeibericht. Mit einer Streifenwagenbesatzung als Verstärkung gelang es den Ordnungshütern, die Ordnung wieder herzustellen.

Für die Emmeringerin hat das Geschehen ein Nachspiel. Bald wird es vor Gericht um eine Vielzahl von Straftaten gehen, wie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung. Für die Fahrt zur nächsten Verhandlung legt die Polizei der Frau die öffentlichen Verkehrsmittel ans Herz. Ihr Auto ist auf Anordnung der Staatsanwaltschaft ohnehin beschlagnahmt.

Miss Marple lässt grüßen: Die britische Lady ließ sich entweder chauffieren oder nutzte Bus und Bahn.

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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