Mitten in Eichenau:Laufen verlängert das Leben

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In Bewegung bleiben, sich als mobile Gesellschaft verstehen, etwas für das eigene und das Volkswohl tun - so etwas unterstützt die CSU gerne

Von erich c. setzwein

Bürgermeister Hubert Jung mag Grafiken. Bei jeder Bürgerversammlung zeigt er dem anscheinend immer älter werdenden Publikum, wie viele Senioren im abgelaufenen Jahr in Eichenau gewohnt haben. Freilich findet sich in der Altersstatistik auch die Zahlen derer von null Jahren bis zum Renteneintrittsalter, und Jung wird auch bei seiner letzten Bürgerversammlung vor seiner eigenen Verrentung wieder darauf hinweisen, wie viele Millionen Euro die Gemeinde für die Kinderbetreuung ausgibt. Sein Nachfolger wird dereinst vielleicht noch höhere Zahlen von noch viel älteren Menschen präsentieren können, wenn der Effekt eintritt, den die Partei von Hubert Jung, beabsichtigt und für dessen Erfolg sie jetzt die Weichen gestellt hat. Und dafür sind keine Millionen vonnöten.

Denn wenn stimmt, was Céline Lauer, CSU-Gemeinderätin und Kulturreferentin, sagt, dann hält das Laufen die Menschen fit. Und sie selbst sieht immer "wahnsinnig viele Eichenauer laufen". In Bewegung bleiben, sich als mobile Gesellschaft verstehen, etwas für das eigene und das Volkswohl tun, so etwas unterstützt die CSU gerne. Auf einer Rundstrecke von 4,2 Kilometern um den Eichenauer See soll nun ein Kurs ausgeschildert werden, auf der Läufer vom Einsteiger bis zum Marathonmann ihre Runden drehen können. Den Anfängern wird dabei auf Schildern erklärt, wie und wo sie ihr Warm-up und ihre Stretchings machen sollen.

Im politischen Berlin würde die CSU nun sagen, sie sei in diesen Dingen "ganz bei der SPD". Auch in Eichenau stoßen sie wie die beiden auf Bundesebene agierenden Koalitionäre einfach in dieselbe Richtung und stimmen jeweils einmütig für den Plan des anderen. Kürzlich hat ja auch die SPD-Fraktion ihre Vorstellungen eines Fitness-Parcours eingebracht, und so dürfen sich die beiden Parteien nicht wundern, wenn durch die so gestärkte Gesundheit die Eichenauer immer älter werden. Dass ausgerechnet Sportvereinspräsident Elmar Ströhmer gegen den Laufweg am See votierte, verwunderte das Kollegium ein wenig. Und auch die Grünen, frisch verstärkt durch ein jugendlich-sportlich wirkendes Mitglied, lehnten den CSU-Antrag, der lediglich Kosten von 1600 Euro verursacht, ab. Nicht aus sportlichen, denn eher aus politischen Gründen. Denn im Verteilungskampf werde "wieder der Westen bevorzugt" und nicht der sportlich brach liegende östliche Gemeindeteil. Zumindest ein grüner Gemeinderat, Langstreckenläufer Thomas Barenthin, stimmte mit der Mehrheit. Dass die Strecke nur 4200 Meter lang sei, missfiel ihm etwas. "Musst halt die Runde öfter laufen", empfahl Dritter Bürgermeister Sepp Spiess.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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