Mitten in Eichenau:Defilee in der Friesenhalle

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Der bayerische Ministerpräsident mag nicht mehr Hände schütteln, Peter Münster aber bleibt dabei: Er empfängt seine Gäste mit einem Händedruck

Von Erich C. Setzwein

Es gehört sicherlich zu den Höhepunkten im Leben eines ehrenamtlich Tätigen, wenn er vom bayerischen Ministerpräsidenten zum Neujahrsempfang in die Münchner Residenz eingeladen wird. Da steht das Vereinsmitglied fein herausgeputzt für das Ereignis dann in einer Schlange der 2000 Gäste. Vor ihm ein Vorstandsvorsitzender nebst Gattin, hinter ihm ein Fernsehstar mit Gspusi, und beim erzwungenen Warten bis zur Begrüßung durch den MP kann es zu ganz zwanglosen Gesprächen kommen. Defilee nennt das Protokoll das, was Horst Seehofer bis heuer jedes Jahr absolviert hat und vor ihm seine Vorgänger mit eiserner Disziplin und großem Stehvermögen. Doch am 13. Januar wird in der Residenz alles anders sein. Dann soll niemand mehr im Gänsemarsch am Regierungschef vorbeigeleitet werden, um einen Händedruck und ein paar nette Worte abzubekommen. Dann wird Seehofer seine Gäste nicht mehr warten lassen, sondern gleich alle gemeinsam begrüßen, um hernach an den Tischen mit ihnen zu plaudern.

Nun ist es schon ein Unterschied, ob man als Ministerpräsident bis zu 2000 Hände schütteln muss oder nur 188. So viele waren es am Montagabend, die der neue Eichenauer Bürgermeister Peter Münster zu seinem ersten Jahresempfang in die Eichenauer Residenz eingeladen hatte. Aufgereiht bis in die Kälte vor der Friesenhalle standen die Vereinsvorsitzenden, Feuerwehrler, Wasserwachtler und Asylhelfer vor dem neuen Rathauschef, der zusammen mit seiner Frau Hannelore für jeden Gast persönliche Worte fand. Und mittendrin in der langsam sich vorwärts bewegenden Schlange gab es Begegnungen zwischen Vertretern der örtlichen Taubenzüchter und des Brauchtums, Sozialarbeiter trafen auf Rettungstaucher.

Was wäre es für ein Bruch mit der Geschichte des Eichenauer Defilees gewesen, wenn Peter Münster mit Ministerpräsidentenallüren die Grußtour geändert oder gar abgeschafft hätte. Der Einzug der Gäste und der direkte Kontakt mit den Gastgebern zeugen schließlich von gegenseitigem Respekt. In Eichenau zumindest wissen beide Seiten das noch zu schätzen, wie am Montag deutlich zu sehen war.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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