Mitten in Eichau:Mehr Mut zur Farbe

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Mit leichtem Unwohlsein beschließen die Eichenauer Gemeinderäte einen bunten Anstrich für die Starzelbachschule

Von Erich C. Setzwein

Neulich in Berlin, bei der "Nacht der Süddeutschen Zeitung", trug sie ein wollenes Kostüm in kräftigem englisch-grün. Beim Gespräch mit dem Koalitionspartner taucht sie in orange-magenta-gestreiftem Sakko auf, als sei sie Treiberin bei einer Jagdgesellschaft, und im kalten Kreuth begrüßt sie den britischen Premier Cameron in einem kornblumenblauen Mantel. Und erst die Schuhe, die sie dort trug ...

Ja, Gerda Hasselfeldt hat Mut. Nicht nur den, in Berlin das zu übersetzen, was aus München nach Norden und gegen die Kanzlerin tönt, sondern auch den Mut und sicher auch die Lust, Klamotten anzuziehen, die gute Laune ausstrahlen. Mit ihrer weißen Kurzhaarfrisur fällt sie zwar ohnehin auf, aber im lila Blazer oder knallroter Ballrobe sticht sie unter den vielen grauen Männern des Politikbetriebs schon heraus. Da traut sich die viel jüngere rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner deutlich weniger.

Hasselfeldt hat ja eine Zeit lang in Eichenau gewohnt, wo man die Nähe zu München und seinen Designerboutiquen schätzt und bei Gelegenheit ein grelles Teil ausführt. Es geht dabei nicht ums Auffallen um jeden Preis, sondern darum, Akzente zu setzen. Seht her, so seh' ich heute aus. Sehr viel länger als über den Tag hinaus wird das Farbkleid halten, das demnächst der Starzelbachschule angezogen wird. Lang und breit ist ein buntes Streifenmuster in roten, gelben und blauen Tönen diskutiert worden, ehe es zur finalen Abstimmung im Gemeinderat kam. Dort war regelrecht zu spüren, wie sich mancher Mandatsträger die Verantwortung weggewünscht lieber der Schulleitung oder dem Elternbeirat das Votum überlassen hätte, als nur noch drei Farbmuster in der Endauswahl waren und zwei davon in drei verschieden roten Farbtönen. So blieb den Räten nichts anderes übrig, als das zu tun, was die Wahlkreisabgeordnete Hasselfeldt jeden Morgen vor dem Schrank stehend vielleicht auch tut: nämlich allen Mut zusammenzunehmen und zu sagen: "Heute nehm' ich rot!"

© SZ vom 01.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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