Mitten in Alling:Eigenwerbung aus der Amtsstube

Lesezeit: 1 min

Die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinden lässt kein Ereignis aus

Von CHRISTIAN HUFNAGEL

Wer sein Licht nicht unter den Scheffel stellen will, hat sprachlich dazu eine Menge Möglichkeiten. Dass Klappern zum Handwerk gehört, wäre so ein verbaler Weiterdreh für die Eigenvermarktung. Nun gehört ein Bürgermeister zwar nicht einer derartigen Zunft an, dennoch erscheint es für ihn rein unter handwerklichen Aspekten nicht verkehrt, seine Meriten ein wenig klappern zu lassen. So lässt der Gemeindechef sein Schreibbüro dann ganz eifrig texten, dichten und beinahe täglich Mitteilungen aussenden.

Was der eigenen PR zu dienen scheint, ist thematisch natürlich von Rathaus zu Rathaus höchst verschieden. In Fürstenfeldbruck etwa ist es wichtig, auf den Film hinzuweisen, den die Stadt über das jüngste Volksfest hat drehen lassen. Eine Minute und 35 Sekunden sind zu bewundern - vom anzapfenden Bürgermeister bis zum knalligen Feuerwerk. Puchheim hat es mehr mit dem Umweltgedanken und rückt das neue städtische Lasten-Pedelec ins Bewusstsein. Ein umweltfreundliches Dienstrad, das auch die Bürger ausleihen können. In Maisach legt man Wert auf die Kultur und einen entsprechenden Flyer, der das Programm für das zweite Halbjahr enthält und an alle Haushalte verteilt worden ist. Die stichprobenartige Auswahl an PR-Texten aus dem Amtsstuben endet hier in Gröbenzell, wo die (Um-)Baubeginn für die Ährenfeldschule angekündigt wird und ein Bild veranschaulicht, dass die Spielhütte deshalb bereits versetzt worden sei.

All das sind natürlich keine spektakulären Errungenschaften, was auch auf eine noch relativ junge Neuerung zutrifft, der die Gemeinde Alling jüngst eine kleine Hymne komponiert hat. Vor drei Jahren sei er aufgestellt worden, die Idee dazu hätte Bürgermeister Frederik Röder gehabt. Es war wohl eine gute. Denn es wird Carina Pförtsch vom Bürgerbüro und ihre Begeisterung zitiert: "Dieser Service wird sehr gut angenommen." Zudem spreche eine freundliche Stimme aus dem Automaten und erläutere die nötigen Schritte, würdigt die Pressemitteilung. Das Klappern angeworfen hat man in Alling für nichts Gewöhnlichers als einen "Foto-Fix-Apparat", der seit unfassbaren drei Jahren im Rathaus steht und nun eine Art Arbeitsnachweisjubiläum feiern kann: Er habe "mittlerweile 800 Bilder produziert". Was für eine Leistung. Darf man nicht überrascht sein, wenn die Allinger Rathausverwaltung demnächst einen Tacker aus ihren Reihen feiert, weil er sein 800. Papier zusammengeheftet hat.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: