Mit einfachen Mitteln:Hilfestellung fürs marode Kinodach

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Das Kino soll in der Substanz erhalten bleiben. Das erste Bestuhlungskonzept wurde mittlerweile überarbeitet.Grafik: oh (Foto: N/A)

Die statischen Probleme des Brucker Lichtspielhauses lassen sich einem Experten zufolge überraschend kostengünstig lösen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die statischen Probleme des Lichtspielhauses sind offenbar mit vergleichsweise geringem Aufwand zu lösen. Das geht aus der Stellungnahme des Olchinger Ingenieurs und Statikexperten Gerhard Zirwas hervor. Im Bauausschuss empfahl er am Donnerstag den Einbau mehrerer sogenannter Zugstäbe aus Metall. Dadurch soll das durchhängende Dach stabilisiert werden, die Mehrkosten durch diese Maßnahme sollen bei lediglich etwa 70 000 Euro liegen. Damit rückt eine Wiedereröffnung des einstigen Kinos als neues Brucker Kulturhaus noch im Spätsommer in greifbare Nähe.

Die Stadt hatte Anfang 2015 das von Adolf Voll in den Dreißigerjahren errichtete Kino mit dem markanten Vordergebäude erworben. Oberbürgermeister Klaus Pleil wehrte sich gegen den noch unter seinem Vorgänger Sepp Kellerer beschlossenen Abriss des großen Kinosaals und setzte mit den neuen Mehrheiten im Stadtrat die Sanierung und Umgestaltung zu einem vielfach nutzbaren Veranstaltungsraum durch. An der Maisacher Straße soll es auch künftig ausgewählte Filmvorführungen geben, darüber hinaus soll es vom Brucker Brettl und von Musikgruppen genutzt und auch für private Feiern vermietet werden. Das genaue Konzept will die Stadt in den kommenden Wochen gemeinsam mit dem Förderverein Lichtspielhaus sowie möglichen weiteren Betreibern ausarbeiten. Bis zuletzt galt es aber als ungewiss, ob Kauf und Sanierung des Gebäudes nicht zum Millionengrab werden. Im Herbst war das Gebäude mit Blick auf mögliche Schneelasten sicherheitshalber gesperrt worden.

Dass es gravierende Probleme mit der Dachkonstruktion und der zehn Zentimeter durchhängenden Decke gibt, ist seit spätestens Mitte Juni bekannt, als ein Brucker Sachverständigenbüro für Baustatik sich ein Bild gemacht hatte und erste überschlagsmäßige Berechnungen vornahm.

Zirwas, Professor und Geschäftsführer des Instituts für Bauwerksinstandsetzung und Schwingungsmessung, widerspricht nun aber Befürchtungen, dass die gesamte Dachkonstruktion ausgetauscht werden muss. Bei seinem Vortrag im Bauausschuss lässt er gleichwohl durchblicken, dass das relativ flache Dach des Lichtspielhauses durchaus Konstruktionsmängel aufweist. Die sogenannten Binder - diagonal eingebaute Holzbalken, die die Kräfte auf massive Querbalken übertragen sollen - erfüllen diese Funktion durch unzureichende Befestigungen nicht. Ein wichtiges Bauteil falle damit aus, so Zirwas. Das Haus an der Maisacher Straße habe weitere Überraschungen bereitgehalten. So verzichteten die damaligen Baumeister auf den in Plänen vorgesehenen Einbau von Betonträgern, installierten im Gegenzug aber besonders dicke Querträger aus Holz.

Durch den Einbau mehrerer Rundstahlträger sollen alle Mängel kompensiert werden - ohne dass dafür das Dach aufwendig und teuer großflächig geöffnet werden müsste. Um jegliches Risiko auszuschließen, muss zunächst aber noch ein externer Prüfstatiker grünes Licht geben. Sollte dieser den Einbau der Rundstahlträger ablehnen, dann könnte der Einbau weiterer Holzbinder nötig werden. Dies wäre deutlich aufwendiger. Wo die Kosten in diesem Fall liegen könnten, dazu wollte sich Zirwas, der dies für ein eher unrealistisches Szenario hält, auch auf eindringliche Nachfrage des Zweiten Bürgermeisters Erich Raff (CSU) nicht äußern. Raff ließ durchblicken, dass er noch nicht so recht an die neue Kalkulation glaubt, derzufolge das Lichtspielhaus unter Berücksichtigung des Kaufpreises, aller Baumaßnahmen und Förderungen die Stadt wirklich nur knapp 1,1 Millionen Euro kostet. Auch die Höhe der Unterhaltskosten sei noch nicht geklärt. Karl Danke (BBV) warf Raff deshalb vor, ein "Bedenkenträger" zu sein.

Bereits im Mai oder Juni soll mit den Bauarbeiten begonnen werden, für die etwa fünf Monate eingeplant sind. Dabei wird es auch um Brandschutz gehen. Die Stadt hofft, dass die Umbauarbeiten nichts am Bestandsschutz ändern und deshalb über den Einbau eines Hausalarms und von Brandschutztüren auf aufwendige Maßnahmen verzichtet werden kann. Die Barrierefreiheit wird laut dem für den Hochbau zuständigen Christian Lichtenberg über eine Rampe an der Südseite sichergestellt, dies sei bereits getestet und mit dem Behindertenbeirat abgesprochen worden. Für Rollstuhlfahrer werde eine Klingel im Außenbereich installiert.

Auf den Einbau einer Wohnung im Obergeschoss wird wohl verzichtet zugunsten von Büros und Aufenthaltsräumen für Künstler. Franz Höfelsauer (CSU) machte darauf aufmerksam, dass dadurch Mieteinnahmen zur Gegenfinanzierung der laufenden Unterhaltskosten verloren gehen würden. Laut Lichtenberg können die Planungen bei Bedarf noch geändert werden. Diese sehen vor, dass das Kassenhäuschen erhalten, eine zusätzliche Damentoilette eingebaut und mittig ein Zugang zum im hinteren Bereich unbestuhlten Saal geschaffen wird.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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