Mein Tag:Wenn das fremde Land nahe wird

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Siegfried Schomburg lädt zum Sommerfest des Asylhelferkreises

Von Lena von Holt

Zweimal die Woche und das seit elf Jahren - so lange gibt Siegfried Schomburg jetzt schon Deutschunterricht in der Gemeinschaftsunterkunft am Starnberger Weg in Germering. An die 70 Menschen leben dort. Seit Schomburg sich engagiert, haben sich die Gesichter oft geändert. Einige zogen aus, neue ein. Doch der Kontakt zu den Menschen, die oft in nahe gelegene Wohnung in Germering ziehen, bleibt. Auch sie werden weiterhin vom Asylhelferkreis betreut. "So entstehen langfristige Beziehungen", erklärt Schomburg.

Vor seinem Ruhestand hat der 73-Jährige, der gemeinsam mit seiner Frau in Germering lebt, in der Pharmaindustrie gearbeitet. Eine große Umstellung sollte man meinen. "Das war kein Problem, da kann man sich ja reinlernen",findet Schomburg. Damals, als sich sein Arbeitsleben dem Ende zuneigte, hatte er Lust, etwas Neues auszuprobieren. Dass er sich für andere Menschen interessiert, tat dann sein Weiteres. Zehn von insgesamt vierzehn Jahren - so lange besteht der Verein mittlerweile - ist Schomburg auch Vorsitzender. Neben den üblichen Aufgaben wie Wohnungs- und Jobsuche, Unterstützung beim Besuch von Ärzten oder Behörden sitzt der Germeringer dann auch schon mal auf einer Podiumsdiskussion, um seine Position zur aktuellen Flüchtlingsdebatte darzulegen. An diesem Wochenende kommt dann noch ein weiterer Aufgabenpunkt dazu: Die Vorbereitungen für das Sommerfest am Samstag stehen an. Spielmobil für die Kleinen, die Frauen der Unterkunft bereiten Häppchen vor und ein paar Afrikaner wollen Musik machen. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen - regnet es dauerhaft, wird das Fest abgesagt.

Etwa zwölf Mitglieder zählt der Germeringer Helferkreis, mal mehr und mal weniger aktiv. "Jeder hat sein Aufgabengebiet, kümmert sich um bestimmte Leute", erklärt Schomburg. Einmal im Monat kommen sie alle zusammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Anders als junge Helferkreise wie "Don Bosco" habe sein Verein nicht viel davon gespürt, als in den vergangenen zwei Jahren so viele Geflüchtete in den Landkreis kamen. Es war eben schon immer so.

Sich für andere zu engagieren, das heißt für ihn nicht nur zu geben. Schomburg nimmt natürlich auch einiges an Erfahrungen mit aus den vergangenen zehn Jahren: "Afghanistan, Nigeria, Uganda - die Länder kommen einem durch die Menschen viel näher. Wenn ich heute etwas über Afghanistan lese, ist mein Interesse viel größer, weil ich einen Bezug zu dem Land aufgebaut habe." Gelernt hat er auch, geduldiger und nachsichtiger zu sein: "Man kann nicht immer auf die Uhr gucken, Kinder toben, manche interessieren sich einfach nicht." Ob das nicht auch manchmal ganz schön frustrierend sein kann? "Hab ich mir abgewöhnt", antwortet Schomburg locker.

Das Sommerfest des Asylhelferkreises findet am Samstag, 23. Juli, auf dem Gelände der Gemeinschaftsunterkunft im Starnberger Weg in Germering statt. Beginn ist um 15 Uhr.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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