Mein Tag:Vorurteile überwinden

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Christiana Bukalo ist Vorsitzende des Jugendausschusses der Evangelischen Auferstehungsgemeinde. (Foto: oh)

Christiana Bukalo und ihre Rallye für Flüchtlinge und Einheimische

Von Peter Bierl

Es gibt in Puchheim einen großen Kreis ehrenamtlicher Asylhelfer, aber auch viele jüngere Leute, die etwas tun wollen, ohne sich fest zu binden. Dazu gehört Christiana Bukalo (Foto: oh), Vorsitzende des Jugendausschusses der Evangelischen Auferstehungsgemeinde. Zusammen mit einigen anderen Leuten hat sie eine Stadtrallye für Flüchtlinge und Einheimische organisiert, die am Samstag von 10 bis 17 Uhr stattfindet. 27 Helfer betreuen die zwölf Stationen, an denen die Teilnehmer Fragen beantworten, kegeln, Dosen werfen oder im "Schokolädchen" selber Schokolade machen müssen. Danach gibt es eine Siegerehrung sowie ein Konzert mit der Band "Kandinsky" im Gemeindezentrum.

Die Rallye soll als Plattform dienen, um sich kennenzulernen, erzählt Bukalo. Geworben haben die Organisatoren mit Flugblättern auf Deutsch, Englisch und Arabisch, insbesondere vor der Flüchtlingsunterkunft und der Schulturnhalle, wo Asylbewerber hausen müssen. Mehr als 90 Menschen aller Altersgruppen haben sich bislang angemeldet, sie werden in Teams aufgeteilt, die gemeinsam die Aufgaben meistern, dabei sich gegenseitig und die Stadt kennen lernen sollen.

Das Engagement für Flüchtlinge ist Bukalo wichtig, denn deren Schicksal erinnert sie an das der eigenen Familie. Die Eltern sind vor 24 Jahren aus Liberia gekommen. "Ich bin zwar in Deutschland geboren, aber wir haben selber als Flüchtlingsfamilie auf engstem Raum gelebt", sagt sie. Die ersten Jahre hat sie in einer Unterkunft gelebt, dann zog die Familie nach Eichenau, Gröbenzell und schließlich Puchheim, wo Bukalo Kindergarten, Grundschule und Gymnasium besuchte. Heute absolviert die 22-Jährige ein duales Studium in Marketing und Public Relations in München und ist im fünften Semester. Beim FC Puchheim ist Bukalo als Tanztrainerin aktiv.

Das Thema Flüchtlinge sei "anstrengend" bekennt sie. Manchmal sei sie sehr traurig oder richtig wütend. Wegen mancher Äußerung im Bekanntenkreis, selbst in der evangelischen Kirche, wo sie sich engagiert. "Die gehören doch alle zurückgeschickt, bloß die Christiana nicht, sagen manche", erzählt sie. Mit den Vertretern solcher Ansichten könne man schwer diskutieren, die seien sehr stur und unzugänglich. Persönlich erlebt sie Diskriminierungen auf der Straße, im Alltag, von Fremden. "Als Kind habe ich das gar nicht so gemerkt, aber je älter ich werde, desto mehr fällt es mir auf", sagt sie.

Manchmal wird sie skeptisch bis schief angeschaut, etwa in der S-Bahn. Zückt sie das Handy und spricht, kommen Bemerkungen wie: "Sie sprechen aber gut Deutsch." Manchmal stellt sich dann heraus, dass Leute bloß neugierig und interessiert, aber durchaus positiv eingestellt sind. Nur einmal wurde Christiana Bukalo richtig angefeindet, von einer Gruppe betrunkener Jugendlichen, als sie mit einer Freundin unterwegs war. Es passierte aber nichts weiter, weil die beiden auswichen.

Bukalo geht davon aus, dass es noch ein weiter Weg ist, bis durchschnittliche weiße Deutsche es als normal akzeptieren, dass manche ihrer Nachbarn anders aussehen, eine dunklere Hautfarbe haben. Die Stadtrallye in Puchheim kann ein kleiner Beitrag auf lokaler Ebene dazu sein, diesen Prozess des Erkennens und Auflösens eigener Ängste und Vorurteile voranzutreiben.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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