Mein Tag:Neues Leben mit Magie

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Foto: Julia Bergmann (Foto: N/A)

Jürgen Stratmann aus Eichenau tritt als Zauberer auf

Von Julia Bergmann

Er sei einfach ein Glückskind, sagt Jürgen Stratmann. "Wäre der Tumor nicht gewesen, hätte ich nicht angefangen, zu zaubern." Für Stratmann () scheint diese schwere Erkrankung keine Bedeutung mehr zu haben, er lacht das Ganze weg. "Es ist eben so", sagt er und grinst. Der 55 Jahre alte Eichenauer begann, nachdem er die Diagnose "Gehirntumor" bekommen hatte, sich der Welt des Zaubers zuzuwenden und darin einen neuen Lebensinhalt zu finden.

"Ich wollte früher nie Zauberer sein", sagt Stratmann. Es war ein Kollege, der den Eichenauer überhaupt erst auf die Zauberei gebracht hat. Eines Abends, bei einem Essen mit seinen Kollegen von der Versicherung, beobachtete er einen von ihnen dabei, wie er ein großes rotes Tuch verschwinden ließ. "Wie er das gemacht hat, wollte er nicht verraten. Nur woher er den Trick hatte", sagt Stratmann. Und Stratmann hat den Zauberartikelladen besucht. "Heute sage ich, das war meine Zauberschule", meint er. In dem Familienbetrieb in München hat der Eichenauer viel Zeit verbracht, allerlei Utensilien besorgt und sich die dazugehörigen Tricks erklären lassen.

Kurz darauf wurde Stratmann krank. "Ich war ja ständig beim Arzt", erzählt er. Eines Tages, wieder bei Arzt, wieder im Wartezimmer, fallen Stratmann eine Mutter und ihre beiden Kinder auf. Die Kinder quengeln und Stratmann grübelt. "Beim nächsten Mal habe ich Zaubertricks vorgeführt", sagt er. Die Schreihälse verstummten. "Ich habe gemerkt, dass ich wirklich gut mit Kindern kann", sagt er. Später hat sich der Zauberer in einem Kindergarten in Eichenau vorgestellt, dort seine Shows vorgeführt und immer mehr Aufträge bekommen. Für Geburtstage, Feiern und private Tischrunden. Und seit sechs Jahren auch für den Kinderfasching im katholischen Pfarrheim Sankt Josef. Ein fixer Termin, dem der Eichenauer immer mit Freude entgegenblickt. Nur im vergangenen Jahr konnte der Zauberer wegen einer erneuten schweren Erkrankung nicht dabei sein. Deshalb ist ihm seine Teilnahme in diesem Jahr umso wichtiger. Am meisten freue er sich auf die Überraschung und die Freue im Blick seines jungen Publikums.

Auch in diesem Jahr gestaltet er das Programm des Kinderfaschings, der am Samstag, 18. Februar, um 14 Uhr beginnt. Es wird zwei jeweils halbstündige Teile geben, den ersten für die Vier- bis Siebenjährigen, der zweite für die Älteren. Mit Hilfe von "Magie und Zaubersalz" wird er Tücher verschwinden oder an unerwarteten Orten wieder auftauchen lassen, Seile zum Stehen bringen und Kuscheltiere verzaubern. Einzige Ausnahme: "Ich arbeite nicht mit echten Tieren. Das ist Tierquälerei." In Puchheim wird er außerdem darauf achten, dass das Gezeigte kinderfreundlich ist. Feuer, Mental-Magie und Guillotinentricks wird er dann nicht im Programm haben.

"Die Krankheit hat mein Leben verändert", sagt Stratmann. "Die Zauberei ist mein Leben." Seit seiner Erkrankung ist der 55-Jährige erwerbsunfähig. Aber mit der Zauberei könne er wenigstens wieder ab und an etwas tun, was anderen Freude bereitet.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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