Mein Tag:Eichenauer Begehren

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Alexander Meßner bereitet im Rathaus den Bürgerentscheid vor

Von Erich C. Setzwein

Es heißt, Anfänger würden gerne ins kalte Wasser geworfen. Nur dort lernten sie zu schwimmen. Nun mag für Alexander Meßner die Bezeichnung Anfänger nicht mehr zutreffen, da der 44 Jahre alte Diplomverwaltungswirt seit 1987 bei der als Großunternehmen anzusehenden Münchner Stadtverwaltung beschäftigt war. Aber als der Neue auf dem Posten des Leiters der Allgemeinen Verwaltung im Rathaus Eichenau hätte es der Jesenwanger in den ersten Monaten seiner Einarbeitungszeit schon etwas ruhiger haben dürfen. Ort und Leute kennenlernen, sich mit den Kollegen der Verwaltung anfreunden und im Gemeinderat die Protagonisten herausfinden - das wäre das Üblich gewesen. Doch Meßner wurde, um beim Bild des kalten Wassers zu bleiben, bereits bei seinem Amtsantritt mit eben diesem überschüttet. Das war in dem Moment, als er die über 1400 Unterschriften des Bürgerbegehrens gegen den geplanten Edeka-Supermarkt entgegennahm und damit die Vorbereitung des zweiten Bürgerentscheids in der Geschichte von Eichenau begann.

Am 1. März hat Meßner im Rathaus zu arbeiten begonnen, er wird in diesen Wochen begleitet von Amtsvorgänger Claus Hinkel. Der führt den jüngeren Kollegen in die Feinheiten und Varietäten der schlanken Eichenauer Bürokratie ein und erklärt, dass viele Fäden aus dem ganzen Haus in der Allgemeinen Verwaltung zusammenlaufen oder von ihr ausgehen können. Denn auch wenn Alexander Meßner, der verheiratete Vater von zwei Kindern, momentan viel in Sachen Bürgerbegehren unterwegs ist, so muss er sich doch auch um die Kernthemen Schulen und Kinderbetreuung, den möglichen Ganztagsunterricht, Asyl und ganz allgemein um viele Genehmigungen kümmern.

Um allein das Begehren und das in diesem Zusammenhang am Mittwoch vom Gemeinderat wahrscheinlich initiierte Ratsbegehren zu kümmern, wird Meßner sich auf zwei neuen Pinnwänden alle wichtigen Schritte notieren. Überblick ist in diesem Fall wichtiger als die vom Vorgänger aufgehängten, goldgerahmten Hochformataufnahmen aus Rom. Meßner freut sich richtig darauf, enger mit den politischen Entscheidungsträgern zusammenzuarbeiten. Diese Nähe fehlte ihm an seinem bisherigen Arbeitsort ganz. Bei der Stadt war er zuletzt Leiter des Sachgebiets Personal und Organisation in der Hauptabteilung Ingenieursbau des Baureferats. Kontakt mit Bürgern war dort so gut wie unmöglich, nun aber kommt er mit Menschen, für die er die Verwaltung übernimmt, öfter in Kontakt. Das scheint dem Mann, der zwischendurch gerne scherzt und lacht, gefehlt zu haben. Zumindest auf dem Papier dürfte er schon mehr als 1400 Eichenauer kennengelernt haben, als er deren Daten auf den Unterschriftenlisten des Begehrens überprüfen musste. Die Zahl der eingereichten Unterschriften reicht für ein Begehren aus, die formulierte Frage ist nicht zu beanstanden, weshalb es für Meßner keinen Grund gibt, dem Gemeinderat als entscheidendes Gremium nicht zu empfehlen, die Zulässigkeit festzustellen.

Widersprechen die Gemeinderäte nicht, könnte es noch vor den Sommerferien, zum Beispiel am 5. Juli, zum Bürgerentscheid über die Planungen für einen Supermarkt kommen. An jenem Sonntag müssten dann aber die Mitglieder des Kirchenchores Jesenwang auf den Tenor Meßner verzichten. Der würde dann im Rathaus sitzen, vielleicht in der Sommerhitze schwitzen und sich Kühlung durch eine kalte Dusche wünschen.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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