Landsberied:Wildschreck soll Rehkitze retten

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Ein blaues LED-Licht in Verbindung mit einem Tonsignal soll helfen, Rehkitze aus Wiesen zu vertreiben. Martin Thoma stellte es vor. (Foto: Reger)

Bei der Hegeschau lernen Jäger ein neues Gerät kennen

Von Manfred Amann, Landsberied

Der Schwarzwildbestand nimmt bayernweit zu und ist für die Jäger derzeit wohl die größte Herausforderung, die aber gemessen an den ebenfalls steigenden Abschusszahlen mit Erfolg gemeistert wird. Im Jagdjahr 2014/2015 wurden 400 Wildschweine erlegt, im vergangenen Jahr 452. Im Jahr 2006 war das Wildschwein noch kein Thema gewesen.

Doch es gibt noch andere Problemfelder, mit denen sich die Kreisgruppe Fürstenfeldbruck im Landesjagdverband herumschlagen muss. Auf der jährlich durchzuführenden Pflichthege- und Naturschau, die diesmal beim Dorfwirt in Landsberied ausgerichtet wurde und auf der die Jäger die "Gwichtl" der erlegten Rehböcke öffentlich zeigen müssen, verurteilte der Vorsitzende, Gerhard von Hößlin, die Unsicherheiten, die das jüngste Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Besitz von halbautomatischen Feuerwaffen ausgelöst hat. Danach dürfen Langwaffen mit Magazinen, die mehr als zwei Schuss aufnehmen, von Jägern nicht mehr benutzt werden. Momentan werde auf ministerialer Ebene eine Klarstellung versucht, sagte von Hößlin. Hans Betz von der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt ermunterte die Jäger, die aufgrund des neuen Waldverjüngungsgutachtens errechneten Abschussquoten für Rehwild für die nächsten drei Jahre auf jeden Fall zu erfüllen, damit sich Verbiss- und Fegeschäden in Grenzen halten. In der zurückliegenden dreijährigen Jagdperiode hatten die Jäger 6403 Rehe erlegt, gut 275 weniger als vorgegeben. Die Abschussquote sei zu 96 Prozent erfüllt worden, sagte Betz, es läge nun an den Jägern zu beobachten, wie sich der Druck des Wildes auf die Forstkulturen auswirke. Von Hößlin wertete das Ergebnis als Beweis dafür, dass die Jäger ihren Beitrag zur Reduktion von Verbissschäden an Jungbäumen weitestgehend leisteten. Im Jahr 2002 seien zum Beispiel 959 Rehe erlegt worden, im vergangenen Jagdjahr 2118, was unter Beweis stelle, dass die Jäger ihre Aufgabe ernst nähmen.

Auch der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Hans-Jürgen Gulder, erläuterte, dass es notwendig sei, die vorgegebenen Abschüsse von Rehwild zu erfüllen, da nur so die Schäden an nachwachsenden Bäumen in Grenzen gehalten werden könnten. Die Strategie, revierweise die Waldentwicklung zu beurteilen, sei gut geeignet, die richtigen Maßnahmen zu treffen. Das Nachlassen der Aufmerksamkeit, die Nichterfüllung der Abschusszahlen werde dazu führen, dass es mehr Verbisse gibt, erklärte Betz.

Kreisjagdberater Rainer Grüter appellierte an Jäger und Landwirte, neben der sicher notwendigen Konzentration auf Rehe und Wildschweine das Niederwild nicht aus dem Auge zu verlieren. Hecken, Grünstreifen, unbehandelte Ackerraine, aber auch Futterpflanzen wie Rüben oder die Süßkartoffel Tobinambur könnten zum Beispiel helfen, dass Feldhasen, Rebhühner oder Fasane wieder mehr werden. Auch die Brutplünderungen von Rabenkrähen, die Falkenopfer oder die Anzahl der von Mardern gefassten Jungtiere sollte man nicht unterschätzen.

Veterinär Michael Mayer forderte dazu auf, die Wildbrethygiene nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, schon aus Selbstschutz aber auch aus Gründen des Verbraucherschutzes. Nur die ordentliche Untersuchung von Körper und Eingeweiden erlegter Tiere gebe Sicherheit. Bei Jägern und Landwirten gleichermaßen auf Interesse stieß ein von Martin Thoma aus dem Allgäu entwickeltes Gerät "Rehkitz-Retter - Wildschreck", ein Kombi-Gerät, dass dafür sorgen soll, dass Rehkitze Wiesen meiden, die gemäht werden müssen, und das auch Wildschweine verscheucht.

"Eigentlich sei die Methode ganz einfach", sagte Thoma. Ein blaues LED-Licht, das in Verbindung mit einem Tonsignal in unregelmäßigen Zeitabständen aufflackert und für Unruhe sorgt, soll die Rehkitze aus den Wiesen vertreiben und Wildschweine davon abhalten, zum Beispiel in einem Maisfeld oder in einem Acker zu wühlen. Für etwa hundert Euro könnte mit dem Wildschreck ein etwa drei Hektar großes Feld geschützt werden. Im abgelaufenen Jagdjahr wurden insgesamt 239 Feldhasen erlegt oder sind unter die Räder gekommen. Es wurden 545 Füchse, 138 Dachse, 40 Fasane, 526 Enten, 40 Graugänse und 50 Kanadagänse erlegt.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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