Länderübergreifendes Wirtschaftsprojekt:Anwerbung in Almuñécar

Lesezeit: 2 min

Den Fachkräftemangel lindern und etwas für die krisengeplagte spanische Partnerstadt tun, das wollen Brucker Firmenchefs und Politiker. Mitte November beginnen Sondierungsgespräche

Von Erich C. Setzwein

In der spanischen Partnerstadt Almunecar sucht Fürstenfeldbruck nach Fachkräften. (Foto: N/A)

Maurer will kaum jemand mehr werden, auch die Bäcker haben Nachwuchssorgen. Wie Handwerkern geht es auch den Dienstleistern, dem Gewerbe, dem Handel. Es fehlen Fachkräfte und vor allem jene, die sich dazu ausbilden lassen. Diesem seit längerem zu beobachtenden Trend versuchen Firmenchefs, Verbandsvertreter, Politiker zusammen mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises entgegenzuwirken und starten in wenigen Wochen zu einer Anwerbetour ins spanische Almuñécar. Aus der Partnerstadt Fürstenfeldbrucks kam im Juni der Hilferuf, bei der Bekämpfung in der andalusischen Stadt zu helfen. Gut vier Monate danach ist das Konzept so gut wie abgeschlossen, das den Fachkräftemangel im Landkreis lindern und gleichzeitig dem von der Wirtschaftskrise geplagten Landstrich an der Costa Tropical nachhaltig helfen soll.

"Wir müssen die Gespräche abwarten, Schritt für Schritt machen und aufpassen", sagt Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Sepp Kellerer. Er ist sehr vorsichtig bei diesem Projekt, weiß er doch um die Bedeutung für den Arbeitsmarkt in beiden Ländern. Denn so einfach, wie sich das manche vorstellten, werde es nicht werden, ist sich Kellerer sicher. "Es geht darum, dass wir Arbeitskräfte mit Deutschkenntnissen bekommen, dafür wäre eine Ausbildung in Almuñécar nötig." Es sei bereits der Wunsch aus der spanischen Partnerstadt an ihn herangetragen worden, dort eine internationale Schule zu gründen. "Die Planung würden die Spanier übernehmen, sie hätten auch ein Grundstück dafür", sagte Kellerer. Er habe diese Idee zunächst an den Landtagsabgeordneten Thomas Goppel weitergereicht, "vielleicht kann er helfen", sagte der OB. Für Kellerer enorm wichtig ist, dass die angeworbenen Arbeitskräfte aus Spanien im Landkreis auch eine Unterkunft bekommen. Dass bei einer Jugendarbeitslosenquote von 50 Prozent auch Jugendliche nach Bruck kommen, hält Kellerer für unrealistisch: "Wir wären froh, wenn wir über 18-Jährige bekommen würden und unterbringen könnten." Kellerer brachte Wohnungen im Fliegerhorst ins Spiel, wo es nach der Wende zeitweilig Lehrlingsunterkünfte für junge Leute aus Ostdeutschland gab. Der OB hat auch schon Vorstellungen davon, wo die Spanier arbeiten könnten: Stadtverwaltung Museum, Bibliothek.

Wie viele Spanier in den Landkreis kommen, wann und wo sie Deutsch lernen und wann sie dann eine Ausbildung oder Weiterqualifizierung beginnen können, das sei "alles noch sehr vage", sagt Barbara Magg von der Wirtschaftsförderung im Landratsamt. Sie koordiniert derzeit die Bemühungen, Fachkräfte anzuwerben, hält Kontakt zu den Unternehmern, Kommunen und der Arbeitsagentur. Mittlerweile ist das Thema nicht mehr nur auf Bruck beschränkt, sondern wird auf der Ebene der sogenannten europäischen Metropolregion besprochen. Deshalb gibt es laut Magg auch schon Anfragen aus den Landkreisen Dachau, Miesbach, Traunstein sowie speziell aus der Gemeinde Planegg.

Unter seinen Mitgliedern versucht momentan der Bund der Selbständigen (BdS) den Bedarf ermitteln. Mit einem umfangreichen Fragebogen soll unter anderem herausgefunden werden, welche Qualifikation die spanischen Bewerber haben sollten. Ein wichtiger Punkt: Wie können Betriebe die neu gewonnenen Arbeitskräfte oder Auszubildenden unterstützen. Auch der BdS wird in der Delegation vertreten sein, die im November nach Almuñécar aufbricht. Dort werden nach bisherigem Konzept in einer Art Messe die Arbeitsplatz- und Ausbildungsprofile vorgestellt, auf die sich Bewerber aus Andalusien einstellen können.

© SZ vom 05.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: