Kostüme mit Bühnenprogramm:Treiben ohne Narren

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Die zweite Auflage des Brucker Faschings auf dem Geschwister-Scholl-Platz ist nicht so belebt wie von den Veranstaltern erhofft. Auf der Bühne zeigen Gruppen aus der Region ihre gelungenen Programme, nur mitmachen wollen die Besucher kaum

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Clown Pippo (Klaus Trnka) müht sich aufopferungsvoll und animiert die Zuschauer per Mikrofon. "Jetzt tanzen wir mal", ruft er den Besuchern auf dem Geschwister-Scholl-Platz zu. "Den Nachbarn unterhaken." Einige machen mit und so bewegt sich ein halbes Dutzend Pärchen. Pippo ist mit dem Ergebnis seiner Bemühungen nicht zufrieden. "Jetzt ist es Zeit für die erste Polonaise", verkündet er und springt von der Bühne. Sechs, acht, zwölf Kinder fassen sich an die Schultern und folgen ihm. Die Erwachsenen halten sich fern. "Bruck Narrisch", organisiert von den Faschingsfreunden läuft am frühen Samstagnachmittag eher zäh ab. Sind die Brucker doch eher Faschingsmuffel?

Um Stimmung bemüht: Die Kindergruppe der Brucker Faschingsfreunde. (Foto: Günther Reger)

Der Aufwand, den der Faschingsverein betreibt, ist enorm. Die Mitglieder haben schon am Vorabend eine riesige Bühne auf den Platz in der Buchenau aufgebaut und ein achtstündiges Bühnenprogramm zusammengestellt. Morgens um zehn Uhr zehn ging es los. Kein Regen, kein Schnee, ab und zu blitzte sogar die Sonne durch die Wolken, und sehr kalt war es auch nicht. Die erste Showgruppe, die Moderator Jürgen Völkl begrüßen konnte, war die der Narhalla München. Sie eröffnete "Bruck Narrisch 2018" mit ihrem Showprogramm. Dann war der FC Neuhausen dran und danach der Faschingsclub Laim. Die Brucker Faschingsfreunde können sich an so einen Tag auf gewachsene Faschingsfreundschaften verlassen.

Einige Brucker sind sogar in Verkleidung auf den Platz in der Buchenau gekommen. (Foto: Günther Reger)

Viele Besucher bleiben auf dem Weg zum Einkaufen einige Minuten stehen und staunen über die Bühnenshow von Fun Unlimited aus Germering. Die tanzen einmal mehr eindrucksvoll synchron und die Männer stemmen Frauen in die Lüfte. Mal stehen 80 Besucher vor der Bühne und applaudieren, mal sind nur noch drei Dutzend da, als Lechana Gersthofen sein Prinzenpaar Anna I. und Florian II. präsentiert und ihre "Blockbuster Chart-Show" zeigt. Ganz gezielt zum Brucker Freiluftfasching sind nur wenige Menschen gekommen. Die vereinzelt verkleideten Besucher kommen von auswärts aus Maisach und Germerswang. Da ist Michi, das "Müllmonster", Petra, die Zirkusdirektorin mit schwarzen Umhang und Zylinder auf dem Kopf oder Christian mit einem braunen Ritterumhang.

Jürgen Völkl ist der Vorsitzende der Faschingsfreunde. (Foto: Günther Reger)

"Wir wollten nach dem Aus des Faschingszuges, die Kreisstadt wieder zur Faschingshochburg machen", wiederholt Jürgen Völkl, der Vorsitzende der Faschingsfreunde, seine Intention, die er seit 2015 verfolgt. Im vergangenen Jahr war es dann so weit, dass das erste Faschingstreiben auf dem Geschwister-Scholl-Platz stattfinden konnte. Eine finanzielle Unterstützung der Stadt blieb bis heute aus. "Es ist kein Budget dafür da", war die Antwort des Oberbürgermeisters, so Völkl. "Wir haben es dann alleine gemacht." Völkl will demnächst noch etwas Geld bei der Stadt beantragen, um das Defizit der Veranstaltung vielleicht auszugleichen. "Wir müssen mal abrechnen, was unser Verkauf hier gebracht hat", erläutert der Chef der Faschingsfreunde. "Ob die Stadt dann etwas dazu gibt, wird sich zeigen."

Das Männerballett gehört zum Faschingsclub aus Laim. (Foto: Günther Reger)

Jürgen Völkl ist ein Faschingsprofi. Den Frust, den er sicherlich darüber hat, dass das Faschingstreiben auch bei der zweiten Auflage keine Massenveranstaltung geworden ist, lässt er sich nicht anmerken. "Es könnten schon einige Menschen mehr da sein", formuliert er vorsichtig, als die Lechana Gersthofen zur Tatort-Melodie tanzt. "Wenigstens haben die Kinder ihren Spaß", sagt ein Vater. Stefanie, 2, Benedikt, 3 und Alexander, 4, laufen als Dinosaurier und kleine grüne Drachen über den Platz. Lale, 5, die am Schminkstand von "Rosi" Schmölzl, der Brucker Faschingsprinzessin von 2016, gerade einen großen roten Schmetterling um die Augen gemalt bekommt, gesellt sich auch dazu. "Schmetterling und Prinzessin - alle mit viel Glitzer - sind die Renner", bestätigt Schmölzl. Inzwischen hat die Maisacher "Dance Corporation" die Bühne erklommen. Im Blaumann und mit roten Schutzhelmen zeigen sie ihr Programm "Afterwork". Die Baustelle wird zur Tanzfläche. "Im November feiern wir unser 20-jähriges Bestehen", blickt Angelika Dal Ponte, die Sprecherin der Corporation schon voraus.

Die Tänzerinnen des Faschingsclubs aus Laim. (Foto: Günther Reger)

Danach müht sich Clown Pippo erneut, die nächste kleine Umbaupause zu überbrücken. Er lässt den Song "Kölnsche Jung" vom Band ablaufen und fordert die Besucher eher vergebens zum Mitsingen auf. Die können offenbar mit der rheinischen Art des Karnevals nicht viel anfangen. "Brucker, mit dem Singen habt ihr es nicht", ruft Pippo ins Mikrofon und wechselt dann musikalisch mit "Volare, cantare" zu "Bella Italia".

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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