Kommunalwahlen:Frau führt Piraten-Liste an

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Maren Kammler aus Gröbenzell ist Spitzenkandidatin für den Kreistag. Die junge Partei will sich auch in der Stadt Fürstenfeldbruck zur Wahl stellen, braucht aber Unterstützerunterschriften

Von Karl-Wilhelm Götte

Die Piraten können eine banale Listenaufstellung zur Kommunalwahl wahrlich zelebrieren. "Ich eröffne den Wahlgang", musste sich Versammlungsleiter Eric Lembeck aus Landsberg ständig wiederholen, wurde doch um die ersten Plätze auf der Kreistagsliste heftig gerungen. Schließlich setzte sich Maren Kammler aus Gröbenzell als Listenführerin durch. Auch eine Liste für den Fürstenfeldbrucker Stadtrat konnten die Piraten auf die Beine stellen. Diese wird von Andreas Ströhle, dem Piraten-Kandidaten der vergangenen Landtagswahlen, angeführt. Beide Parteilisten werden jedoch erst gültig, wenn die Piraten die dafür notwendigen Unterstützungsunterschriften vorweisen können.

Die Piraten haben Bewerber für den Kreistag und den Brucker Stadtrat. (Foto: Johannes Simon)

"Bei uns ist das keine Kampfkandidatur, sondern Demokratie", kommentierte ein Wahlberechtigter die wiederholten Wahlgänge um die Listenplätze für die Kreistagswahl. Dabei waren nur zehn Piraten gekommen, um die Liste zu nominieren. 24 Mitglieder und Nichtmitglieder der Partei stehen auf der Kreistagsliste. Um die 70 Plätze auf der Liste zu füllen, werden 23 Kandidaten auf jeweils drei Plätze gesetzt, der 24. nimmt Platz 70 ein. Ähnlich gingen die Piraten bei der Aufstellung der Stadtratsliste vor, für die 40 Plätze im Brucker Rathaus kandidieren 14 Bewerber.

Maren Kammler war die einzige Frau im Saal. Sie setzte sich in einer Stichwahl um die Spitzenkandidatur auf der Kreistagsliste gegen den Germeringer Ronald Trzoska mit sechs zu vier Stimmen durch. Kammler ist seit dem Frühjahr 2012 Piratin. Sie war im Kreisverband Ebersberg Schatzmeisterin der Partei. Die 34-jährige Verkehrsfachwirtin, die für eine Spedition in Maisach arbeitet, ist erst kürzlich nach Gröbenzell umgezogen. Als ihren politischen Arbeitsschwerpunkt nennt sie Bildung und Transparenz von politischen Entscheidungsprozessen, das Lieblingsthema aller Piraten. Gefragt nach ihrer Meinung zur Windenergie im Landkreis, bekennt sie sich zur Energiewende, ist aber "gegen eine Verspargelung der Landschaft". "Bis zu zwei Kilometer Abstand zur nächsten Wohnbebauung, wie Seehofer das will, sind "eindeutig zu viel", sagte Kammler und plädierte für einen "Mittelweg" zwischen 800 und 2000 Metern Abstand.

Für Trzoska, der auch erst nach zwei Abstimmungen die Plätze vier bis sechs erkämpfte, steht ebenfalls das Thema Transparenz ganz oben auf der Agenda. "Es gilt den Etablierten im Landkreis auf die Finger zu schauen", meinte der Germeringer. Der Brucker Andreas Golemba, der sich nach drei Wahlgängen die Listenplätze sieben bis neun sicherte, empfahl den Piraten sich "von Träumereien zu verabschieden". Als Beispiel nannte der 54-jährige ehemalige Gastronom das bedingungslose Grundeinkommen. "Ich bin für ein Grundeinkommen, aber nicht bedingungslos", sagte Golemba. Er wurde auch auf die Listenplätze vier bis sechs auf der Brucker Stadtratsliste nominiert.

Dabei ersparten sich die sechs Wahlberechtigten ein wiederholtes Wählen und nominierten die 14 Kandidaten en bloc. "Ein Mandat ist sicherlich drin", zeigte sich Listenführer Andreas Ströhle überzeugt und verwies auf die Landtagswahlen, bei denen die Piraten 2,7 Prozent erhalten hatten (bei Kommunalwahlen gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde). Auch Ströhle will mehr Bürgerbeteiligung, besonders wenn es um die Nachnutzung des Fliegerhorstes gehen wird. Einen eigenen Oberbürgermeisterkandidaten stellen die Piraten nicht auf, sie unterstützen Klaus Pleil von der Brucker Bürgervereinigung (BBV).

Der nächste Kraftakt steht mit dem Sammeln von Unterstützerunterschriften an. Für die Stadtratskandidatur sind 215 nötig, für den Kreistag 470. "Das wird eine hohe Hürde für uns", sagte Ströhle und wirkte ernüchtert. "Das ist eine Schweinerei, dass die Unterstützer auch noch ins Rathaus gehen müssen, um ihre Unterschrift zu leisten", kritisierte der promovierte Philosoph das Wahlrecht.

© SZ vom 10.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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