Kommentar:Zeit für ein neues Museum

Lesezeit: 1 min

Herbert Lentz hat viele Illustrationen hinterlassen. Dafür bräuchte es einen Ausstellungsraum.

Von Florian J. Haamann

Besucht man dieser Tage das Germeringer Zeit-Raum-Museum, kann einem als Kunstliebhaber nur das Herz bluten, wenn man sieht, wie Hunderte Originalzeichnungen des Kinderbuchillustrators Herbert Lentz dort liebevoll in Aktenordnern sortiert zum Verkauf stehen. Dieser Schatz, der so viel über die Entstehung von Illustrationen erzählt und für eine ganze Epoche der Kinderliteratur steht, der gedruckt und vervielfacht unter anderem die großen Geschichten von Otfried Preußler zum Leben erweckt, soll nun also, nachdem er 30 Jahre zusammengehalten und gehütet wurde, in seine Einzelteile zerlegt und über die Haushalte des Landkreises verstreut werden. Was wäre das für ein Verlust!

Die Stadt Germering, die gerade erst in der Debatte um einen Beitritt zum Kulturnetzwerk der Bayerischen Städte betont hat, was sie für ein herausragender Kunststandort sie doch ist, sollte das nicht zulassen. Sie sollte die Chance ergreifen einen ihrer berühmtesten, über die Stadtgrenzen hinaus bekannten - wenngleich auch fast schon in Vergessenheit geratenen - Künstler zu ehren und gleichzeitig etwas überregional bedeutsames schaffen: ein Lentz-Museum. Dort könnte man seine Illustrationen zeigen, eine Bibliothek mit den mehr als 250 Werken, die er gestaltet hat, aufbauen und gleich noch einen Raum einrichten, der sich mit der Gesichte der Kinderliteratur der Bundesrepublik beschäftigt. Das wäre eine einmalige Einrichtung, die Interessierte aus der ganzen Region anlocken könnte.

Wie so etwas funktionieren kann, zeigt ein Beispiel in Tegernsee. Dort steht ein kleines, aber feines Museum für den norwegisch-deutschen Karikaturisten Olaf Gulbransson, der durch seine Zeichnungen für die Satirezeitschrift "Simplicissimus" berühmt wurde. Dort wurde 1962 ein Stifterverein gegründet, der das Museum bis heute betreibt. Natürlich müsste man für ein solches Projekt erst einmal ordentlich Geld in die Hand nehmen. Wie in Tegernsee könnte man einen Verein gründen, der mit Hilfe von Spendern die Stadt unterstützt. Wert wäre es die Mühen allemal. Denn allzu oft gibt es nicht die Chance, ein Museum zu schaffen, das sich mit einem Thema und nicht nur mit dem Ort beschäftigt.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: